Was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung

Posttraumatische Belastungsstörung – oder kurz PTBS – ist eine psychische Erkrankung, die als Folge auf ein traumatisches Ereignis entstehen kann. Ein traumatisches Ereignis ist gekennzeichnet durch tatsächliche oder mögliche Todesbedrohung, ernsthafte Verletzungen oder Gewalt bei sich oder anderen.

Zu den Symptomen einer PTBS gehören (1) Wiedererleben des Traumas (sich aufdrängende Erinnerungen oder Albträume), (2) Vermeidung von Situationen, Dingen oder Gedanken in Bezug auf das erlebte Trauma sowie (3) Übererregbarkeit (erhöhte Schreckhaftigkeit, Reizbarkeit, Konzentrations- und Schlafstörungen).

Etwa 2-8% der Bevölkerung entwickeln einmal im Leben eine PTBS, wobei Frauen doppelt so häufig betroffen sind wie Männer. Es gibt kein spezifisches Erkrankungsalter, da die Entstehung einer PTBS abhängig ist vom Zeitpunkt des traumatischen Ereignisses und grundsätzlich in jedem Alter entwickelt werden kann. Die Betroffenen leiden häufig auch unter zusätzlichen psychischen Erkrankungen (v.a. depressive Störungen, Angststörungen, Suchterkrankungen, Suizidalität) und auch körperlichen Erkrankungen.

PTBS ist gut behandelbar durch Psychotherapie (traumafokussierte Verfahren) oder eine Kombination aus Psychotherapie und ergänzender Psychopharmakotherapie. Ziel der Behandlung von PTBS ist eine Verringerung der Symptome und eine Verbesserung der Bewältigung des erlebten Traumas.

#darüberredenwir Fotoaktion

Ein Gespräch kann man nicht alleine führen – und genau aus diesem Grund brauchen wir euch. Lasst uns alle gemeinsam ein Statement gegen die Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen setzen.

Es ist okay psychisch erkrankt zu sein. Es ist okay, einfach mal nicht zu funktionieren. Es it aber nicht okay, falschen Bildern und Vorurteilen Raum zu geben.

Was tun? – Mach mit bei unserer #darüberredenwir-Fotoaktion.

  1. Vorlage ausdrucken. Die Datei findest du HIER.
  2. Dein Statement gegen die Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen darauf schreiben.
  3. Mach ein Foto von dir und dem Statement.
  4. Teile es auf Facebook oder Instagram und bitte andere mitzumachen.
    Bitte verwende den Hashtag #darüberredenwir UND markiere uns mit @darueberredenwir.

Lasst uns gemeinsam laut sein und psychische Gesundheit zum Thema machen!

4 Mythen über Panikattacken und Panikstörungen

Rund 10 bis 20 Prozent aller Menschen haben einmal im Leben eine Panikattacke und ca. 2 Prozent der Bevölkerung eine Panikstörung. Trotzdem gibt es noch viel Unwissen rund um das Thema. Wir haben vier häufige Mythen für Euch widerlegt:

1. Panikattacken und Panikstörung ist dasselbe: FALSCH!

Eine Panikattacke ist ein plötzlicher und unerwarteter Angstanfall mit körperlichen und psychischen Symptomen. Aber eine einzelne Panikattacke ist noch keine Panikstörung. Erst wenn Panikattacken immer wieder und unvorhersagbar, ohne konkreten Auslöser, auftreten, dann ist es eine Panikstörung.

2. Panikattacken haben nichts mit psychischen Erkrankungen zu tun: FALSCH!

Panikattacken können das Risiko erhöhen, eine weitere psychische Erkrankung zu entwickeln (insb. Angststörungen, depressive Störungen und Suchterkrankungen). Am häufigsten kommen Panikattacken vor in Verbindung mit einer Agoraphobie („Platzangst“ bzw. Angst, nicht flüchten zu können) und auch mit depressiven Störungen.

3. Panikattacken und -störungen haben nur Frauen: FALSCH!

Frauen erleben zwar häufiger Panikattacken als Männer und entwickeln auch häufiger eine Panikstörung. Trotzdem sind auch Männer von diesen (und anderen) Angsterkrankungen betroffen und brauchen genauso Hilfe wie Frauen, auch wenn nur weniger als ein Drittel aller Männer mit psychischem Behandlungsbedarf Hilfe sucht.

4. Panikattacken und -störungen sind nicht behandelbar: FALSCH!

Panikattacken und -störungen sind nichts, worunter die Betroffenen ihr Leben lang leiden müssen. Durch eine Psychotherapie, Psychopharmaka oder eine Kombination aus beidem können wiederkehrende Panikattacken gut behandelt werden.

So lebe ich mit meiner Panikstörung

Heute ist ein wichtiger Tag für mich, denn heute treffe ich Claudia.

Sie hat sich an uns gewandt, weil sie im Zuge der Kampagne ihre Geschichte mit uns und mit euch allen teilen will. Claudia hat eine Angsterkrankung. Schon bei unserem ersten Telefonat erzählt sie mir, wie wichtig es ihr ist zu zeigen, dass ein ganz normales Leben mit dieser Erkrankung möglich ist. Wir beschließen uns zu treffen.

An der Tür klingelt es, ich mache auf und mir gegenüber steht eine junge, fröhliche Frau, die nur so vor Energie und positiver Lebensfreude zu sprühen scheint.

Wir machen es uns im Besprechungszimmer gemütlich und beginnen zu reden: über ihr Leben als alleinerziehende Mutter mit Vollzeitjob in der Marketingbranche, den Moment, der ihr Leben auf den Kopf stellte und darüber wie sie es geschafft hat, ein neues Kapitel aufzuschlagen und eine ganz neue Geschichte zu schreiben – für sich.

Sie hat sie hierher geführt, an diesen Tisch, wo ich nun mit ihr sitze und sie diese Seiten ihres Lebens mit mir –und auch uns allen teilt.

„Ich tu mir immer noch schwer anzunehmen, dass ich ein Burnout hatte. Warum? Weil auch ich früher Leute belächelt habe, die das hatten und mir auch immer gedacht habe ‚Geh bitte, das passiert mir doch nicht‘. Doch ich wurde ich eines Besseren belehrt.

Es passierte während eines Meetings: „Ich habe plötzlich angefangen zu weinen und mich nicht mehr beruhigen können. Die Rettung musste kommen und man sagte mir gleich, dass das nach Burnout aussieht und ich besser daheim bleiben soll. Das wollte ich aber irgendwie nicht wahrhaben. Ich ging nach ein paar Tagen wieder ins Büro, nur um dann wieder zusammenzubrechen.“

Claudia blieb dann länger zuhause, doch der Weg zur ersten Behandlung war lang.

„Es war ein ständiger Kampf mit mir selbst, da ich versucht habe alleine alles in den Griff zu bekommen. Deshalb brauchte ich Zeit, um zuerst die Diagnose zu akzeptieren und dann auch in weiterer Folge eine Behandlung in Anspruch zu nehmen. Das ging also nicht von heute auf morgen, weil ich selbst Zeit brauchte, es einzusehen und mir dann die Hilfe zu holen, die ich brauchte.

Es war schwierig für mich zu akzeptieren, dass dieses Leben auf der Überholspur nicht mehr zu mir gehören würde; dass ich den coolen Managerposten nicht mehr auf der Visitenkarte habe werde und auch das Ansehen von der Umgebung nicht mehr so da sein würde.

Und finanziell macht es natürlich auch einen Unterschied, wenn du auf einmal weniger verdienst. Das kann schon Angst machen.“

Angst – genau darüber wollen wir heute sprechen. Über die Angsterkrankung, die Claudia seit ihrem Zusammenbruch begleitet.

Die Angsterkrankung kam sehr schnell nach dem Anfall im Büro. Bei dem Zusammenbruch damals bekam ich nicht genug Sauerstoff, mein Körper hat sich verkrampft und ich konnte nicht schlucken. Ein paar Tage danach, als ich schon daheim war, bekam ich dann Angst, dass ich wieder keine Luft bekommen könnte. Ich hab mich die ersten Tage in meiner Wohnung vergraben und es war schwer für mich, wieder nach draußen zu gehen, weil ich Angst hatte, dass wieder etwas passieren könnte. Ich hatte Herzrasen und teilweise sogar das Gefühl, dass ich beim Essen nicht schlucken kann. An Orten mit vielen Menschen, z.B. im Kino, im Zug oder im Stau auf der Autobahn, bekam ich Panik.“

Diese Angstzustände begleiten Claudia seither. Sie hat gelernt damit umzugehen, z.B. indem sie immer Wasser zum Trinken mit dabei hat. Sie geht sehr offen mit dieser Situation um. Eine große Unterstützung ist dabei ihr unmittelbares Umfeld: ihr Sohn, ihr Lebenspartner und ihr enger Freundeskreis. Die Erkrankung hat ihr Leben auf den Kopf gestellt, aber auch neue Wege geöffnet. Claudia arbeitet nun im Sozialbereich, hat ein gutes Familienleben und weiß wie sie mit ihrer Erkrankung umgehen muss. Sie muss öfters einmal auf „Pause” drücken und sich Zeit für sich nehmen.

Noch immer merkt sie, dass es nicht so leicht ist mit anderen über ihre Panikattacken zu sprechen.

„Man bemerkt dann schon eine Unsicherheit beim Gegenüber. Sie fragen sich dann oft ‚Oh Gott, kann man jetzt normal mit der reden oder flippt die jetzt gleich aus?‘: Unwissen und Unsicherheit spielen hier eine große Rolle. Genau deshalb ist es so wichtig, dass man darüber spricht, damit man eben sieht, dass es nicht so ist und Betroffene auch sehen, dass vieles möglich ist.“

Mir war klar, dass mich die Begegnung mit Claudia beeindrucken würde. Es ist mutig so offen mit der eigenen Erkrankung umzugehen und so wichtig. Claudias Geschichte ist nur eine von vielen, die zeigt, dass psychische Erkrankungen Teil unseres Lebens sind und jeden von uns treffen können. In einer Gesellschaft, in der es an der Tagesordnung ist, den perfekten Schein zu wahren und bloß keine Schwäche zu zeigen, ist es immer ein Zeichen der Stärke, sich eigene Schwächen einzugestehen. Danke Claudia, dass du diese Stärke hast – für dich und stellvertretend für alle Betroffenen!

Claudia hat eine Familie, FreundInnen, einen Job, fährt auf Urlaub, geht ins Kino: Sie führt ein Leben wie wir alle und hat eben auch eine Angsterkrankung. Claudia ist wie du und ich.

Psychose – was ist das?

Psychose bedeutet ganz allgemein, dass es zu einem Verlust des Realitätsbezuges kommt. Äußere und innere Wahrnehmung der Betroffenen sind verzerrt.

Zum Beispiel können sie Gesichter anderer Menschen, die ihnen begegnen, als verzerrte Grimassen wahrnehmen. Oder sie haben das Gefühl, dass sich ihre Körperteile verflüssigen.

Solche Halluzinationen – also etwas zu riechen, schmecken, fühlen, hören oder sehen was nicht real ist – können alle möglichen Formen annehmen. Auch irrationale Gedankenkonstrukte können Betroffene beherrschen.

Das ist sehr schwer vorstellbar, aber genau solche unrealistischen Wahrnehmungen sind die Realität von Menschen, die an Psychosen leiden. Ihr Umfeld reagiert leider meist mit Unverständnis und distanziert sich.

Bei der sogenannten bipolaren affektiven Störung, die zu den Bipolar-I Erkrankungen gehört, kann es ebenfalls zu Psychosen kommen. Sie tritt jedoch selten auf.

Es ist unklar, was die Auslöser von Psychosen sind. Früher hat man sie auf eine Erkrankung des Nervensystems zurückgeführt. Heute sieht man das bereits anders: eine Kombination aus erblicher Vorbelastung, sehr schwierigen Lebensumständen und einem Ungleichgewicht in der Produktion von Dopamin im Gehirn werden als Auslöser vermutet.

Es ist wichtig, dass Betroffene selbst Bescheid wissen, dass sie unter Psychosen leiden. So können sie selbst besser damit umgehen. Erkrankungen mit psychotischen Symptomen werden grundsätzlich psychotherapeutisch und mit Hilfe von Medikamenten behandelt. Weiters ist eine vertrauensbezogene und ehrliche Beziehung der Betroffenen zum behandelnden Arzt, zum Therapeut und zum direkten Umfeld wichtig, da besonders das Einhalten eines Behandlungsplans für Betroffene von Psychosen sehr herausfordernd ist und ohne Vertrauen zum beratenden und stützenden Umfeld nur schwer gelingt.

Früher galten Psychosen als nicht therapierbar – viele denken das leider fälschlicherweise auch heute noch. Daher ist es wichtig, darauf aufmerksam zu machen, was Psychosen sind, wie es Betroffenen geht und dass auch Psychosen gut behandelbar sind.

Bipolar & Familie
: Einblick in ein Familienleben

Bei meinem Mann wurde vor kurzem eine Bipolar-I Erkrankung diagnostiziert. Wir sind alle froh, dass wir jetzt endlich eine Diagnose vorliegt. Denn er hat jahrelang unter Phasen gelitten in denen ich ihn fast nicht wiedererkannt habe. Jetzt wissen wir, dass es die abwechselnden Schübe von Manie und Depression sind mit denen er zu kämpfen hat. Vor der Diagnose war es für mich und unsere Kinder einfach nur besorgniserregend. Wir wussten ja lange nicht, was los ist. Zuerst dachten wir, dass es sich einfach um massive Stimmungsschwankungen handelt – aber mit der Zeit wurde es immer schlimmer.

Die Phase der Manie hat sich bei ihm so gezeigt, dass er fast nur mehr in der Arbeit war. Er hatte einen riesigen Drang voranzukommen, auf eine Beförderung hinzuarbeiten und hat dabei seine KollegInnen links liegen gelassen. Zu Hause war er dann mürrisch und gereizt und wollte nichts mehr mit den Kindern unternehmen.

Das ging so einige Wochen lang, bis er dann in die depressive Phase gerutscht ist. Er konnte sich in der Arbeit kaum noch konzentrieren, hatte keine Lust auf Ausflüge oder Treffen mit Freunden. Thomas fühlte sich sehr niedergeschlagen, da er sich nicht im Stande sah, die ganze harte Arbeit der letzten Wochen weiter zu führen. Er hatte auch ein schlechtes Gewissen mir und den Kindern gegenüber, konnte sich aber nicht aufraffen mehr mit uns zu unternehmen.

Seine Krankheit hat uns als Familie sehr belastet, da er seine Vaterrolle in den Beschwerdephasen kaum wahrnehmen konnte. Meine Kinder waren oft verunsichert, wie sie auf ihren Vater zugehen können und wie er reagieren würde. Das hat sie sehr belastet.

Seit der Behandlung sind die Phasen zwar nicht verschwunden. Aber durch die Therapie und die medikamentöse Unterstützung sind die manischen und depressiven Phasen abgeschwächt und er kann selbst besser damit umgehen. Auch wir, seine Freunde und Kollegen können jetzt anders reagieren und auf ihn eingehen, weil wir jetzt über die Erkrankung Bescheid wissen.

Diese Erzählung veranschaulicht das Zusammenleben mit einem Menschen, der unter einer bipolaren Erkrankung leidet. Für Angehörige ist es oft genauso schwierig, mit den wechselnden Phasen umzugehen, wie für den Erkrankten selbst – vor allem, wenn nicht klar ist, dass die Person an einer psychischen Erkrankung leidet.

5 Dinge, die du über Bipolare Erkrankung wissen solltest

#1: Das Krankheitsbild ist geprägt von abwechselnder Manie und Depression – gut umrissen von der Redensart: Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. Episoden können Tage, Wochen oder Monate dauern, dazwischen sind beschwerdefreie Phasen möglich.

#2: Die Phase der Manie ist von außergewöhnlicher Energie und Schöpfungsdrang geprägt. Betroffene können gereizt, distanzlos und sprunghaft reagieren, sie verhalten sich anders als sie es normalerweise tun würden.

#3: Die Phase der Depression ist ähnlich wie eine depressive Erkrankung geprägt von Motivationslosigkeit, Traurigkeit und Antriebslosigkeit. In dieser Zeit können sich Betroffene kaum konzentrieren, sind entscheidungsmüde und blicken der Zukunft pessimistisch entgegen.

#4: Geschätzt leiden etwa 1 bis 3 in 100 Menschen im Laufe ihres Lebens an einer bipolaren Erkrankung. Frauen und Männer sind gleich oft betroffen. Symptome treten häufig zum 1. Mal rund um das 18. Lebensjahr auf.

#5: Es gibt zwei Formen: Bei der Bipolar-I Erkrankung treten die manische und die depressive Phase in gleichem Maße auf. Bei der Bipolar-II Erkrankung sind die depressiven Phasen stärker ausgeprägt.

Es steht nicht genau fest, wodurch die Erkrankung ausgelöst wird. Mehrere Faktoren spielen eine Rolle, unter anderem hormonelle Veränderungen oder eine Beeinträchtigung des Botenstoff-Systems im Gehirn, sowie Umweltfaktoren wie z.B. Stress.

Die bipolare Erkrankung wird häufig mittels medikamentös unterstützer Psychotherapie behandelt. Ziel ist es, die akuten Symptome zu lindern und weiteren Krankheitsphasen vorzubeugen. Medikamente helfen dabei, manische und depressive Episoden abzuschwächen und die beschwerdefreie Zeit zu verlängern.

Die bipolare Erkrankung ist nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für Angehörige sehr belastend. Es gibt Selbsthilfegruppen, in denen sich Angehörige darüber austauschen, welche Möglichkeiten es gibt, um Krankheitsepisoden für alle Beteiligten ertragbarer zu gestalten. Eine solche Stelle ist hpe – hier könnt ihr euch als Angehörige/r Hilfe und Unterstützung holen. 

Mein Alltag mit Soziophobie

Schon seit ich mich erinnern kann, war ich eher zurückhaltend und schüchtern: Als Kind war ich skeptisch gegenüber Menschen, die ich nicht kannte und spielte ausschließlich mit meinen drei besten Freunden. Das alles war aber wahrscheinlich noch im Rahmen. Während meiner Pubertät ist es aber viel schlimmer geworden: Ich entwickelte eine immer größere Angst, vor mehreren Menschen zu sprechen. Musste ich ein Referat in der Schule halten, war ich schon zwei Wochen davor nervös. Ich konnte nur mehr an diesen einen Tag denken: Werde ich stottern? Wie werden die anderen reagieren? Werde ich eh keinen Blödsinn reden? 

Die Aufmerksamkeit der ganzen Klasse zu haben, war für mich die reinste Qual. Dass ich dann noch anfing zu schwitzen, zu stottern und rot zu werden, war natürlich auch nicht förderlich. Jetzt im Berufsleben muss ich ein paar Mal im Jahr Präsentationen und Workshops halten. Das fällt mir alles andere als leicht: Ich bereite mich akribisch vor, damit ich ja nicht aus dem Konzept gebracht werden kann. Passiert das doch einmal, kommt sofort die Sorge, dass ich mich blamieren könnte und die Angst vor dem Urteil der anderen. Wahrscheinlich merken meine ZuhörerInnen das alles gar nicht. Mit jeder Präsentation werde ich zum Glück ein bisschen selbstsicherer. 

Im Privatleben macht sich meine Soziophobie auch bemerkbar: Große Feiern meide ich aus Angst, mit Fremden Smalltalk führen zu müssen. Die fänden mich doch eh uninteressant. Ich habe schon eine Handvoll gute FreundInnen. Die wissen natürlich über meine Erkrankung Bescheid und können mich daher ein bisschen besser verstehen. Mit ihnen kommuniziere ich vor allem via WhatsApp: Ich schaffe es nur selten, mich neben meinem anstrengenden Arbeitsalltag abends oder am Wochenende in ein Lokal zu schleppen und mich mit ihnen zu treffen. Solche hektischen Umgebungen machen mich nervös und ich fühle mich dort fehl am Platz. 

Auch wenn sich das alles schrecklich anhört: Es wird besser. Seit drei Jahren mache ich eine Verhaltenstherapie, die mir sehr weiterhilft. Langsam aber stetig merke ich, wie mir gewisse Dinge leichter fallen: Ich traue mich zum Beispiel endlich, in einem Geschäft nach Beratung zu fragen und Arzttermine telefonisch statt per Mail zu vereinbaren. Für andere mag das vielleicht ganz normal sein, für mich ist es aber ein großer Schritt. Anderen Betroffenen möchte ich mit auf den Weg geben, dass es zwar eine große Überwindung ist, über seine Erkrankung zu reden, aber sehr wichtig ist: Nur so können wir die Vorurteile gegenüber psychischen Erkrankungen abbauen und uns gegenseitig zeigen, dass wir nicht alleine sind!

Gefahren von übermäßigem Alkoholkonsum

6 Auswirkungen von Alkoholsucht

Während der Schwangerschaft Alkohol zu trinken kann zu einer Entwicklungsstörung des Kindes führen.

Die Körperzellen des Kindes werden durch Alkoholkonsum nachhaltig geschädigt. Die daraus entstandene Beeinträchtigung des Kindes nennt man Fetal Alkohol Sprectrum Disorder (FASD). Symptome sind beispielsweise Herzfehler, Nierenschäden oder Verhaltensstörungen.

In der Medizin ist man sich nicht sicher, wie viel Alkohol während der Schwangerschaft schädlich ist, denn bereits kleinste Mengen können Entwicklungsstörungen verursachen. 

Alkoholisierung war bei 7,3 % der tödlichen Verkehrsunfälle die vermutliche Hauptunfallursache.

In den letzten Jahrzehnten hat die gezielte Aufklärung zu den Gefahren von alkoholisiertem Autofahren bereits viel bewirkt. Trotzdem liegt bei vielen ÖsterreicherInnen die Hemmschwelle noch immer niedrig. Letztes Jahr wurden in Österreich etwa 28 000 Anzeigen wegen Alkohol am Steuer erstattet. 

Riskant konsumierende MitarbeiterInnen sind bis zu 2,5-mal häufiger krank und sind laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) im Durchschnitt um 25% weniger leistungsfähig. 

MitarbeiterInnen, die gesundheitsgefährdend konsumieren, haben eine verminderte Leistungsfähigkeit und können sowohl ihre eigene Gesundheit und Sicherheit gefährden, als auch die ihrer KollegInnen. Das wirkt sich negativ auf das gesamte Unternehmen aus.  

Ungefähr 10 % aller Kinder und Jugendlichen in Österreich leben in einem Haushalt mit mindestens einem alkoholabhängigen Elternteil und leiden darunter.

Fast jeder zweite Minderjährige wird mit dem übermäßigen Alkoholkonsum einer Person im direkten oder erweitern Familienkreis konfrontiert. Oft fühlen sich betroffene Kinder und Jugendliche in Anwesenheit dieser Person angespannt oder unsicher. Es kann zu verbaler und in manchen Fällen sogar körperlicher Gewalt kommen. 

Mehr als sechzig Krankheiten sind nachweislich mit regelmäßig erhöhtem Alkoholkonsum verknüpft. 

Nicht nur die Leber wird vom Alkohol beeinträchtigt. Dabei spielt die Art von Alkohol keine Rolle, es geht um die Menge an Reinalkohol, die zu sich genommen wird. Tumore, Probleme mit dem Kreislaufsystem, höheres Infektionsrisiko, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse oder der Magenschleimhaut usw. sind mögliche gesundheitliche Folgen. 

Überhöhter Alkoholkonsum zieht eine Reihe an Konsequenzen in vielerlei Lebenslagen nach sich. Einmal süchtig ist es schwer die Krankheit allein in Griff zu bekommen. Darum wollen wir darüber reden und so Betroffene unterstützen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sucht ist eine psychische Krankheit, die gut behandelbar ist.

Was ist Alkoholsucht?

Alkohol zu trinken gehört in Österreich schon fast zum guten Ton. Das Glas Sekt zum Anstoßen, das Glas Wein beim Abendessen, das Feierabendbier oder das Verdauungsschnapserl – es gibt fast keinen gesellschaftlichen Anlass, ohne dazugehörigem alkoholischen Getränk. Viele vergessen daher, dass Alkohol kein Genussmittel ist, sondern süchtig machen kann. Dann wird Alkohol nicht mehr in Maßen zu bestimmten Anlässen getrunken, sondern als Mittel gegen Stress, Sorgen oder Langeweile eingesetzt. Alkoholabhängige haben Schwierigkeiten auf Alkohol zu verzichten, der Drang den nächsten Schluck zu nehmen, beschäftigt sie in jeder freien Minute. 

Auf der Website der Initiative Dialogwoche Alkohol berichten Menschen ihre Erfahrungen mit Alkoholsucht. Denn wie eine Teilnehmerin so treffend formuliert „teilen ist heilen“. Auch Gerhard aus Oberösterreich erzählt, wie sich sein Alkoholkonsum wie in einer Spirale immer mehr erhöht hat: „Durch Überlastung und Schlafprobleme begann ich wieder große Mengen zu trinken… Nach zehn Jahren in dieser Firma kündigte ich und war ab dieser Zeit täglich stark betrunken und fix und fertig. Nach einem halben Jahr wurde dieser Zustand durch einen Krankenhausaufenthalt (unfreiwillig) beendet, ein Arzt überzeugte mich eine Entwöhnung zu versuchen (…). Ich war über fünfundzwanzig Jahre dem Alkohol verfallen – heute bin ich 64 Jahre alt und seit 21 Jahren trocken!“

Woran erkennt man eine Alkoholsucht?

Dadurch, dass Trinken in unserer Gesellschaft alltäglich ist, ist es manchmal schwierig die Grenze zur Abhängigkeit zu erkennen. Grundsätzliche Anzeichen sind der starke Wunsch, Alkohol zu trinken, dabei Schwierigkeiten das zu kontrollieren und schädliche Folgen. Ein Alarmzeichen ist jedenfalls, wenn dem Alkoholkonsum gegenüber anderen Aktivitäten und Verpflichtungen der Vorrang gegeben wird. Oft kommt es zu einer Toleranzerhöhung, also man verträgt mehr. Spätestens bei körperlichen Entzugserscheinungen sollte der Gang zu einer Beratungsstelle der nächste Schritt sein.

In Österreich werden 370.000 Menschen als alkoholabhängig eingestuft. Die Gründe dafür, süchtig zu werden, sind immer komplex. Verschiedene Faktoren können zusammenspielen. Eine Mischung aus der eigenen persönlichen Situation, dem Umfeld und dem Verhalten können dazu führen, dass man nicht mehr weiß, wann man zu viel trinkt. Eine Alkoholsucht ist dabei nicht zu unterschätzen: Die Folgen können vom Jobverlust über Zerwürfnissen mit Familie und FreundInnen bis hin zu schweren körperlichen Schäden gehen. Schlussendlich ist die Alkoholsucht jedoch eine psychische Krankheit, die heilbar ist.

Es ist wichtig, es Betroffenen so leicht wie möglich zu machen, den ersten Schritt zu tun, sich jemandem anzuvertrauen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.