Dr.In Koubek leitet das Kinder- und Jugendpsychiatrische Ambulatorium Leopoldstadt

Zwischen Stigma und Überpathologisierung

Im Interview mit #darüberredenwir spricht die Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Ärztliche Leitung des Kinder- und Jugendpsychiatrischen Ambulatoriums Leopoldstadt der Psychosozialen Dienste in Wien, Dr.in Doris Koubek, über aktuelle Herausforderungen, Belastungen und Behandlungswege für junge Patient*innen.

DRW: Aktuelle Krisen haben insbesondere jungen Menschen zugesetzt. Die Pandemie, Krieg, Naturkatastrophen, die Klimakrise und die Teuerung bekommen, belasten Kinder und Jugendliche psychisch zwar unterschiedlich stark – aber die Belastungen sind da. Wie wirken sich diese aus?

Dr.in Doris Koubek: Wir haben bereits in der Pandemie einen erschreckenden Anstieg an psychiatrischen Erkrankungen gesehen: Depressionen, Angststörungen, Essstörungen und Suizidgedanken haben sich gehäuft. Zudem ist “die Jugend” ein ganz besonderer Zustand im neurobiologischen Sinne. Wir probieren neue Dinge aus, wir gehen Risiken ein, wir lernen uns selbst kennen. Gleichzeitig ist eine hohe Bereitschaft zu emotionalen Reaktionen der Grund, dass Krisen mehr auf uns Einfluss haben. Doch wie auch bei Erwachsenen, sind es besonders marginalisierte Kinder und Jugendliche, die die psychischen Folgen der Krisen zu spüren bekommen. Beispielsweise werden Ängste und Verzweiflung über aktuelle problematische Situationen ungefiltert auf den Alltag übertragen.

Foto: (c) Wirlphoto

Von welchen Kindern und Jugendlichen sprechen wir hier?

Es geht dabei um junge Menschen, die von Armut betroffen sind. Die natürlich die Verzweiflung der Eltern mitbekommen, die selbst an ihrer Zukunft zweifeln, die nicht die Möglichkeiten auf Unterstützung haben, weil Wissen und Geld fehlt. Es geht auch um Kinder und Jugendliche, die keine stabilen Familienverhältnisse haben, die fremduntergebracht worden sind, die früh schwer traumatisiert wurden, die Gewalt erlebt haben. Das betrifft auch geflüchtete Menschen, besonders vulnerabel sind hier unbegleitete Minderjährige. Kinder und Jugendliche haben es derzeit nicht leicht, aber es wäre falsch, so zu tun, als gäbe es nicht signifikante Unterschiede, die sich auch auf die psychische Gesundheit bzw. die Behandlungsmöglichkeiten bei psychischen Erkrankungen auswirken.

Welche Anzeichen gibt es für eine psychische Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen?

So pauschal kann das nicht festgelegt werden. Diagnosen sind vielfältig und komplex. Wir Behandler*innen beobachten derzeit eine besonders paradoxe Situation: Einerseits existiert nach wie vor ein extrem großes Stigma rund um das Thema Psychiatrie und psychische Erkrankungen, andererseits wird das Verhalten von Kindern und Jugendlichen überpathologisiert. Man muss sich fragen, was gehört zur Adoleszenz, was gehört zum Erwachsen werden dazu? Dass junge Menschen Wut, Angst und Liebe anders empfinden, liegt auf der Hand – der Umgang mit Emotionen und eine Kontrolle der Impulse wird in dieser Zeit gelernt. Oder sollte gelernt werden. Auch hier spielen Ressourcen und Umgebung eine große Rolle für Kinder und Jugendliche.

Wir beobachten beispielsweise, dass Mobbing grausamer geworden ist. Oftmals werden junge Menschen nicht ernst genommen, aber ihnen wird massive Gewalt von Gleichaltrigen angetan – das darf nicht unterschätzt werden.

“Von meinen Patient*innen geben etwa 60-65 Prozent an, mindestens einmal gemobbt worden zu sein, auf erschreckende Art und Weise. Wichtig wäre es, dass sie sich früh jemandem anvertrauen können und dass ihnen geglaubt wird.”

Was können Eltern, Betreuer*innen und Ärzt*innen tun, wenn der Verdacht einer psychischen Krise oder Erkrankung vorliegt?

Psychische Krisen gilt es ernst zu nehmen. Genau zuzuhören und auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen einzugehen, ist sehr wichtig. Kinder und Jugendliche sollten sich aber bewusst sein, dass regelmäßiger Schlaf, Motivation, Freude wichtige Indikatoren für ein gesundes Leben sind. Wenn Freud- und Motivationslosigkeit, lang anhaltender Schlafmangel oder Schlafstörungen den Alltag bestimmen, wenn ein extremen Rückzug und Isolation stattfinden, plötzlich Veränderungen im Verhalten, dann sollte das Gespräch gesucht werden. Aber eben auch die richtige Unterstützung aufzusuchen. Grundsätzlich gilt es, wie bei allen Erkrankungen, eine fachärztliche Einschätzung oder Diagnose einzuholen. So kann dann der weitere Behandlungsweg gemeinsam erstellt werden. Aber auch hier sind wir uns sehr bewusst, dass es für Erwachsene ohne (manchmal auch mit) der richtigen Ausbildung und den notwendigen Ressourcen nicht einfach ist. Trotzdem ist es besser, sich über beispielsweise telefonische Angebote beraten zu lassen, anstatt wegzuschauen.

“Ich erlebe eine gewisse Vereinsamung der Kinder und Jugendlichen, denen es nicht gut geht, die aber in erster Linie auf Verständnis hoffen. In unserer Leistungsgesellschaft ist es sehr schwierig, dass es einem einfach mal schlecht geht. Ob eine Phase der Traurigkeit wegen Liebeskummer oder Streit mit dem besten Freund – alles kann eine Belastung darstellen, die man auch gemeinsam aushalten muss, anstatt alles dafür zu tun, dass sie sofort verschwinden.”

Jugendliche haben durch Social Media und den Generationenwechsel eine wesentlich offenere Gesprächsbasis. Psychotherapie und das Wissen rund um verschiedene Krankheitsbilder sind wesentlich höher. Wieso ist es dennoch, notwendig, junge Menschen aufzuklären?

Insbesondere Online lauern die Fallen der Fake-News oder simplifizierten Diagnosen, die fachlich nicht ausreichend sind. Zudem erleben wir auch, dass es nach wie vor enorme Defizite, und dass es Vorurteile beim Thema Psychiatrie und Behandlungsformen, wie etwa eine medikamentöse Therapie, gibt. Viele Menschen haben schon von der Psychotherapie gehört, kennen den stationären Aufenthalt in einer psychiatrischen Abteilung nur aus Horror-Filmen und von ambulanter Behandlung haben sie noch nie etwas gehört.

Was bedeutet „ambulante Versorgung“ und was geschieht dort?

Hier soll gewährleistet werden, dass so gut es geht, der Alltag der Kinder und Jugendlichen in die Behandlung miteinfließt. Die Hauptaufgabe der Ambulatorien liegt in der medizinischen Behandlung und in der Unterstützung bei der persönlichen,sozialen und schulischen bzw. beruflichen Entwicklung. Die zugehörigen Tageskliniken können von Kindern und Jugendlichen als Alternative zu einer stationären Behandlung. Die jungen Patient*innen werden von einem multiprofessionellen Team behandelt, betreut und begleitet: Fachärzt*nnen für Psychiatrie und Kinder- und Jugendpsychiatrie, Gesundheits- und Krankenpflegepersonal, Klinische Psycholog*innen, Sozialarbeiter*innen, Sozialpädagog*innen, Ergotherapeut*innen und Physiotherapeut*innen. Die Zusammenarbeit mit und Unterstützung von Angehörigen sind für die jungen Patient*innen und deren Bezugspersonen sehr wichtig.

Foto: (c) Wirlphoto

Haben Kinder und Jugendliche mit Essstörungen einen so speziellen Behandlungsbedarf?

Grundsätzlich hat natürlich jeder Mensch einen individuellen Behandlungsbedarf. Daher ist auch unser multiprofessioneller Ansatz so wichtig. Wie viele psychische Erkrankungen ist auch die Essstörung im Sinne eines biopsychosozialen Modells zu betrachten. Veranlagungen und Umstände sind entscheidende Faktoren für die Entstehung.

Eine Essstörung ist jedoch eine der schwersten Erkrankungen, die wir in der Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) haben, da sie massive körperliche Schäden nach sich zieht bzw. ziehen kann. Wir brauchen hierbei unbedingt die fachärztliche Behandlung und erfahrene Professionist*innen, da die Erkrankung äußerst komplex ist und leicht chronifiziert – im schlimmsten Fall verhungern die Patient*innen. Psychotherapie reicht hier alleine nicht! Zudem braucht es besondere Sensibilität und Wissen, denn im Hintergrund läuft bei den Patient*innen ein Programm ab, das kaum etwas mit dem Gespräch mit dem Gegenüber zu tun hat. 

Wo sehen Sie die aktuellen Herausforderungen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie?

Wir haben einen extremen Mangel an Fachärzt*innen. Das hört nicht bei Kinder- und Jugendpsychiater*innen und psychiatrischem Pflegepersonal auf, das betrifft alle Bereiche, die Kinder und Jugendliche mit psychische Problemen umfassen. Etwa Sozialpädagog*innen, soziale Berufe, die Heime und Wohgemeinschaften betreuen, all das sind extrem anspruchsvolle Jobs, die durch den Mangel an Personal und Ressourcen nicht einfacher werden.

“Wenn ein bis zwei Betreuer*innen 8-10 teilweise traumatisierte Jugendliche mit psychischen Problemen betreuen, fällt natürlich die so wichtige Beziehungsarbeit extrem schwer.”

Das macht es noch schwieriger, die sehr vielen Kinder und Jugendlichen mit unterschiedlichen Voraussetzungen, unterschiedlichen Bedürfnissen durch unterschiedliche Maßnahmen zu unterstützen und behandeln. Denn eigentlich müssten wir alle, die mit den Patient*innen zu tun haben, an einem Tisch sitzen und uns genau anschauen, was für den jungen Menschen passen würde: Medikament, Therapieform, Setting, ob vollstationär, ambulant,…

Der psychosoziale Dienst möchte auf all diese Themen und Forderungen mit der Kampagne #darüberredenwir aufmerksam machen. Was braucht es denn, damit die Menschen eine möglichst gesunde Psyche haben?

Die Entstigmatisierung aller psychischen Erkrankungen und der Behandlung ist eine wichtige Säule. Nur wenn wir tabulos darüber reden können, kann Betroffenen adäquat geholfen werden. Aber es ist auch eine Frage der Verteilung, der Gerechtigkeit, der Vielfalt: Auch im Gesundheitssystem, so gut es in Österreich ist, gibt es Ausschlussmechanismen. Das trifft etwa Menschen mit eingeschränkter Mobilität, die sich am Land befinden, das betrifft Menschen mit weniger Bildungschancen, Sprachbarrieren usw. Psychische Gesundheit sollte kein Privileg sein, sondern für jeden Menschen eine Selbstverständlichkeit – egal woher er kommt. Kontaktaufnahme bzw. Möglichkeit klären.

Wenn Du Fragen hast, wende dich gerne an die Psychosoziale Information der Psychosozialen Dienste in Wien:

  • 01 4000 53060 – von 08:00 bis 17:00 Uhr täglich

Wenn Du Dich belastet fühlst, nimm die Wiener Sorgenhotline in Anspruch – damit Sorgen nicht zur Krise werden:

  • 01 4000 53000 – von 08:00 bis 20:00 Uhr täglich

In akuten psychiatrischen Notfällen wende Dich an den Psychosozialen Notdienst des PSD-Wien:

  • 01 31330 – rund um die Uhr

Der Artikel mit Dr.in Doris Koubek erschien im Juni 2023 in gekürzter Form in ÄRZTE EXKLUSIV.

Schlafstörungen und psychische Gesundheit

Durchschlafen, schneller Einschlafen – Schlaf beschäftigt uns und bestimmt, wie unser Tag verläuft. Wir haben den Experten Prim. Dr. Sergio Rosales-Rodríguez zu Schlafstörungen und psychischer Gesundheit befragt. Und uns gleich ein paar Tipps geholt. Dr. Rosales-Rodríguez ist Ärztlicher Leiter des Instituts für Psychiatrische Frührehabilitation und des Sozialpsychiatrischen Ambulatorium Floridsdorf.

DRW: Wie hängen Schlaf und Psyche zusammen?

Dr. Rosales-Rodríguez: Schlaf und psychische Erkrankung hängen eng zusammen. Auch in der Diagnose zahlreicher psychischer Erkrankungen spielen Schlafstörungen eine Rolle: Das verdeutlicht den großen Zusammenhang. Bei deliranten Zustandsbildern kommt es beispielsweise zu einer Schlaflosigkeit oder Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus. Bei manischen Zuständen sehen wir ein reduziertes Schlafbedürfnis und bei depressiven Zuständen wiederum sehen wir oft ein Früherwachen.

DRW: Wie viel Schlaf ist zu wenig?

Dr. Rosales-Rodríguez: Bei dieser Frage muss man vorsichtig sein. Die Menschen hören immer „man sollte acht Stunden am Tag schlafen.“. Zum größten Teil kommen diese Aussagen aus Untersuchungen der allgemeinen Population. Leute werden gefragt: „Wie viele Stunden schlafen sie am Tag?“ Die Antworten sind natürlich verschieden und es kommt zu einer bestimmten Bandbreite. Am Ende wird aber ein Durchschnitt errechnet: acht Stunden. Das heißt nicht, dass alles darunter oder darüber krankheitswertig ist, es heißt nur, dass im Durchschnitt die Leute acht Stunden schlafen. Warum erkläre ich das? Weil letztendlich die Gesamtschlafzeit eine große Rolle spielt, wenn diese in Zusammenhang mit dem individuellen Schlafbedürfnis betrachtet wird.

DRW: Was passiert, wenn das Schlafbedürfnis nicht erfüllt wird?

Dr. Rosales-Rodríguez: Wenn tatsächlich eine reduzierte Gesamtschlafzeit bezogen auf das individuelle Schlafbedürfnis seit längerer Zeit besteht – also, wenn eine Person an ihren Bedürfnissen gemessen insgesamt zu wenig schläft – ist mit psychischen und organischen gesundheitlichen Folgen zu rechnen. Der Einfluss von reduzierter Gesamtschlafzeit auf psychische Erkrankungen, aber auch auf das Immunsystem oder endokrine Erkrankungen wie Diabetes ist erwiesen. Ebenfalls kann eine chronisch verkürzte Gesamtschlafzeit zu einer Verkürzung der Lebenszeit führen.

DRW: (Ab) Wann sollte ich mir professionelle Hilfe suchen?

Dr. Rosales-Rodríguez: Professionelle Hilfe sollte jederzeit bekannt und verfügbar sein. Vor allem in Hinblick auf die Überflutung an Informationen, die durch die vielen (digitalen) Medien verursacht wird. Als Laie wird es noch schwieriger, die Richtigkeit von Aussagen zu überprüfen. Daher ist professionelle Hilfe wichtig – auch im Sinne einer primären Prävention. Das heißt, bevor überhaupt Beschwerden auftreten, können Maßnahmen ergriffen werden, um die eigene Gesundheit zu erhalten.

DRW: Wie können Fehlinformationen bezüglich Schlaf schaden?

Dr. Rosales-Rodríguez: Bestimmte Menschen haben für sich gewisse Regeln aufgestellt, die eher Krankheiten begünstigen. Wenn ich zum Beispiel denke: „Der beste Schlaf entsteht vor 19 Uhr“, weil ich das irgendwo gelesen habe, werde ich versuchen, mich früher schlafen zu legen. Höchstwahrscheinlich werde ich aber erst nach ein paar Stunden Liegezeit einschlafen können. Das führt dazu, dass ich mich dann jedes Mal ärgern werde, wenn ich nicht rechtzeitig schlafen kann. Es kommt in weiterer Folge zu einer Anspannung vor dem Schlafengehen, was wiederum die Einschlafzeit verlängern wird, da ich nicht angespannt einschlafen kann. Es entsteht ein Kreislauf, was mit einer Insomnie endet, der durch eine professionelle Psychoedukation rechtzeitig unterbrochen hätte werden können. Natürlich ist professionelle Hilfe zu holen, wenn Schlafstörungen die Lebensqualität, egal auf welcher Ebene, mindern. Optimal wäre es natürlich, sich viel früher Hilfe zu holen.

Tipps für bessere Schlafgewohnheiten:

  • Schlafstätte nur für Schlaf und sexuelle/intime Aktivität nutzen: So kannst du sich selbst konditionieren. Das Bett bedeutet Schlafen, wenn man sich dort hinlegt.  
  • Routine hilft: Versuch so oft es geht zur gleichen Uhrzeit ins Bett zu gehen.
  • Zur Schlafenszeit keine aufputschenden Substanzen konsumieren (Koffein, Alkohol, schwere Mahlzeiten)
  • Aktivierende Aktivitäten (z.B. Sport) ausschließlich unter Tags betreiben: Als große Faustregel könnte man sagen, sei aktiv während des Tages und treibe eher entspannende Aktivitäten in den Abendstunden.
  • Runterkommen: Abends ein Buch lesen oder Hörbuch anhören wirkt entschleunigend und beruhigt.
  • Lüften: Genügend Frischluft im Schlafzimmer hilft nicht nur, besser einzuschlafen, es fördert auch einen erholsameren Schlaf.

Schlaf und Psyche in Zahlen: Eine Studie mit über 25.000 Personen aus ganz Europa stellte 2001 den Zusammenhang zwischen Schlaf und psychischen Erkrankungen fest (Ohayon und Roth). Von den ca. 27% der Befragten, die Schlafstörungen angaben, litt etwas weniger als die Hälfte auch an einer psychischen Erkrankung. Streng medizinisch definiert waren nur 17% der Befragten von einer Schlafstörung betroffen, von diesen litten aber ganze 65% auch an anderen psychischen Erkrankungen.

Zitat von Pia aus dem Artikel:

Shurjoka über ihre Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen

Pia Scholz ist als Shurjoka selbstständige Streamerin mit über 233.000 Follower auf Twitch. Neben Strategie-Spielen, Indie-Titeln und Collabs mit anderen Gamern spricht sie auch über gesellschaftspolitische Themen. Sowohl in ihren Streams als auch auf anderen sozialen Plattformen nimmt sich die bald 25-jährige kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Themen Gerechtigkeit, Anti-Diskriminierung oder die Rechte von Minderheiten geht. Aber auch der Umgang mit psychischer Belastung wird immer wieder zum Thema. Wir haben Pia gebeten, ihre persönlichen Erfahrungen, Tipps und Tricks mit der #darüberredenwir Community zu teilen.

Foto: Credits: Tarek Siewert

Wir kommen um die erste Frage wohl nicht ganz herum daher: Wie geht es? Wie geht es dir wirklich?

Mir geht es gut. Also wirklich, wirklich gut. Die Zeit zwischen Herbst und Winter ist bei mir jedes Jahr eine Herausforderung. Wenn das Wetter kalt und grau wird und man gefühlt über Tage keine Sonne erlebt, drückt das immer massiv auf mein Wohlbefinden. Früher war das, in Kombination mit dem Schul- und Arbeitsstress, oft ein Auslöser für eine depressive Episode, mittlerweile krieg ich mich davor gut selbst aufgefangen.

Als Streamerin sind deine Hauptthemen Strategie-Spiele, Indie-Titel und ähnliches. Wie kommt es, dass auch psychische Belastungen und Erkrankungen immer wieder zum Thema werden?

Meine Erkrankung gehört nun mal zu meinem Leben dazu, auch wenn ich es wollen würde, kann ich sie nicht aus meinem Alltag ausklammern. Ich sehe auch keinen Mehrwert darin die Krankheiten öffentlich zu verstecken. Mir persönlich hat es immer sehr geholfen, mich mit anderen Betroffenen auszutauschen, um zu sehen, dass ich eben nicht die Einzige damit bin und mir auch alltägliche mentale Werkzeuge von anderen abzuschauen und dadurch zu lernen.

Erkennst du einen Zusammenhang zwischen der psychischen Gesundheit und deiner Arbeit als Streamerin?

Auf jeden Fall, ja. Aber alles in unserem Leben hat einen Einfluss auf unsere psychische Gesundheit. Die größte Belastung durch meinen Beruf ist die Öffentlichkeit – durch das Internet und die Livestream-Formate interagiere ich mit mehreren tausenden Menschen gleichzeitig und das fast täglich. Diese Menschen wollen kommunizieren, haben aber auch eine Erwartungshaltung an mich, und wenn ich diese nicht erfülle, kann es schnell sehr hässlich werden. Das baut Druck auf, und der kann sich auch langfristig auf meine Erkrankungen auswirken.

Gleichzeitig mache ich mich vor allem mit meinen gesellschaftlichen Themen leicht zur Zielscheibe für Hass und Anfeindungen im Netz. Wenn man eine starke, eigene Meinung vertritt – auch dann wenn diese völlig normal sein sollte – wird einem trotzdem von anonymen Fremden widersprochen. Es ist ein konstantes kommunikatives Aneinanderreiben von Fronten, das manchmal sehr ermüdend sein kann.

Pia Scholz lächelt in die Kamera.

Erkennst du einen Zusammenhang zwischen der psychischen Gesundheit und deiner Arbeit als Streamerin?

Auf jeden Fall, ja. Aber alles in unserem Leben hat einen Einfluss auf unsere psychische Gesundheit. Die größte Belastung durch meinen Beruf ist die Öffentlichkeit – durch das Internet und die Livestream-Formate interagiere ich mit mehreren tausenden Menschen gleichzeitig und das fast täglich. Diese Menschen wollen kommunizieren, haben aber auch eine Erwartungshaltung an mich, und wenn ich diese nicht erfülle, kann es schnell sehr hässlich werden. Das baut Druck auf, und der kann sich auch langfristig auf meine Erkrankungen auswirken.

Gleichzeitig mache ich mich vor allem mit meinen gesellschaftlichen Themen leicht zur Zielscheibe für Hass und Anfeindungen im Netz. Wenn man eine starke, eigene Meinung vertritt – auch dann wenn diese völlig normal sein sollte – wird einem trotzdem von anonymen Fremden widersprochen. Es ist ein konstantes kommunikatives Aneinanderreiben von Fronten, das manchmal sehr ermüdend sein kann.

Fotoquelle: https://twitter.com/Shurjoka

Was sind deine Erfahrungen mit der Behandlung von psychischen Erkrankungen (also Therapie, Fachärzt*innen, Meds…)?

Ich war jahrelang in psychotherapeutischer Behandlung, genauer gesagt achteinhalb Jahre am Stück. Die meiste Zeit bei einer wundervollen Psychotherapeutin, die mir vermutlich mehr über das Leben, Erwachsenwerden und meine Gesundheit beigebracht hat als meine Eltern. Es hat allerdings einige Anläufe gebraucht bis ich diese Therapeutin gefunden habe und durch meine herausfordernde Kindheit waren die ersten Anlaufstellen Gespräche mit Sozialarbeiter:innen beim Jugendamt. Es folgten einige, durch meine Mutter verursachte Wechsel und dann war ich auch mehrfach auf der Kinderpsychiatrie, da wurden die ersten Vermutungen und dann auch letztendlich die erste Diagnose gestellt. Mir wurden zwischenzeitlich auch Medikamente verschrieben, diese habe ich aber seit mehreren Jahren erfolgreich abgesetzt.

Wie alt warst du, als deine erste Diagnose erhalten hast?

Die erste vorsichtige Vermutung zu meiner Depression wurde von professioneller Seite gestellt, als ich 11 Jahre alt war. Damals war es aber mehr eine Möglichkeit, die man ausschließen wollte, und der Hauptfokus lag auf „präpubertierendem Verhalten“ und „Verdacht auf Lernschwäche“. Als die vermutete Lernschwäche auf der Kinderpsychiatrie nicht nachgewiesen werden konnte, hat man mich beim Jugendamt erst einmal als klassische „Problemjugendliche“ gebranded und die weitere Suche nach gesundheitlichen Ursachen wurde zur Seite geschoben.

Mit 14 bekam ich dann final eine Diagnose zur Depression und auch zur bipolaren Persönlichkeitsstörung, aber auch mit dem Hinweis, dass das in dem Alter, aber vor allem durch die damals dann bekannte, herausfordernde Lebenssituation und mein gewalttätiges Umfeld, schwer in ihrem ganzen Ausmaß zu diagnostizieren sei. Mittlerweile sind Depression und „Bipo“ zweifellos festgestellt, aber es ist schwer zu sagen, ob diese über die Jahre leichter wurden oder mein mittlerweile sehr ruhiges, liebevolles Umfeld und meine erfolgreiche Therapie mir ein vergleichsweise so unbeschwertes Leben ermöglichen.

Was hat die Diagnose für dich bedeutet?

Das ist mittlerweile so viele Jahre her, dass es schwer ist, noch genau in Worte zu fassen, was das in mir ausgelöst hat. Ich denke, es war zuerst einmal Erleichterung, denn mir war ja bis dato von meinem Umfeld konstant suggeriert worden, ich sei das Problem und es wäre meine individuelle Entscheidung, eben kein Problem zu sein. Mir wurde die gesamte Verantwortung für jeglichen Stress, jeglichen Streit, jegliche Herausforderung in der Familie zugeschoben, und das kann man als Jugendliche, weder mit noch ohne Erkrankung, nicht unbeschadet übernehmen.

Es hat geholfen, dass andere Erwachsene, wenn auch nicht meine Familie, plötzlich Verständnis zeigen wollten, für das, was mit mir los ist und wie es mir geht, und das mir wirklich ernsthaft zugehört wurde. Dann folgte große Verzweiflung, denn die erste Diagnose habe ich durch einen Aufenthalt in der Psychiatrie bekommen und die Ärztin dort, hatte nicht so ein gutes Händchen im Umgang mit so jungen Menschen. Sie hat mir sehr eindeutig gemacht, dass es für diese Art von psychischen Erkrankungen keine Heilung gibt, und dass ich lernen werde müssen, damit zu leben. Ich dachte damals, ich würde niemals glücklich sein können, das hat viel in mir gebrochen.

Was sind die größten Stressfaktoren und Belastungen für dich?

Wenn es zu Konflikten mit Menschen kommt, die mir sehr wichtig sind. Ich bin sehr belastbar, wenn es um die Arbeit geht, als wäre das ein eigener Stressmagen aber Stress im privaten Umfeld schmeißt mich mega aus der Bahn. Ich brauche eine entspannte, ausgeglichene Atmosphäre zu Hause, weil das mein mentaler Reset-Ort ist.

Was machst du, wenn du merkst, es wird alles zu viel?

Pausen. Das klingt so simpel, aber tatsächlich war es eine riesige Herausforderung für mich zu akzeptieren, dass auch ich an meine Grenzen komme und dann Pause machen muss. Es steht ein wenig im Konflikt mit den eigenen Werkzeugen, die ich für mich gefunden habe, denn ich versuche eigentlich, im Alltag immer beschäftigt zu sein, damit mein Kopf in keine Spirale gerät. Bewusst Pause zu machen, ohne dass es sich wie Down-Time anfühlt und meine Depression mich dann einholt und verhindert, dass ich wieder hochkomme, war eine der größten Herausforderungen der letzten Jahre. Diese Pausen können bedeuten, dass ich mit den Hunden in den Wald fahre, einen Tag mehr auf der Ranch bei den Pferden verbringe oder dass ich wirklich mal einen Tag im Bett bleibe, Essen bestelle und Serien schaue.

Was machst du, wenn du merkst, es wird alles zu viel?

Pausen. Das klingt so simpel, aber tatsächlich war es eine riesige Herausforderung für mich zu akzeptieren, dass auch ich an meine Grenzen komme und dann Pause machen muss. Es steht ein wenig im Konflikt mit den eigenen Werkzeugen, die ich für mich gefunden habe, denn ich versuche eigentlich, im Alltag immer beschäftigt zu sein, damit mein Kopf in keine Spirale gerät. Bewusst Pause zu machen, ohne dass es sich wie Down-Time anfühlt und meine Depression mich dann einholt und verhindert, dass ich wieder hochkomme, war eine der größten Herausforderungen der letzten Jahre. Diese Pausen können bedeuten, dass ich mit den Hunden in den Wald fahre, einen Tag mehr auf der Ranch bei den Pferden verbringe oder dass ich wirklich mal einen Tag im Bett bleibe, Essen bestelle und Serien schaue.

Fotoquelle: https://twitter.com/Shurjoka

Hast du allgemeine Tipps dafür, wie du auf deine Psyche achtest?

Es ist superschwer allgemeine Tipps zur Psyche zu geben, weil die Psyche von Menschen völlig unterschiedlich funktioniert und sogar die gleichen Diagnosen ganz anders auftreten können. Die meisten psychischen Erkrankungen und Belastungen liegen auf einem Spektrum, es gibt leider keine leichte 1-zu-1-Anleitung, die für jeden funktioniert. Ich hab‘ als Jugendliche oft auf Dark Souls als Analogie für meine Depression zurückgegriffen, wenn mir alltägliche Aufgaben wie Zähne putzen oder die Hunde füttern vorgekommen ist, als wäre es unüberwindbar, habe ich mir vorgestellt, es wäre ein Dark Souls Boss, den ich besiegen muss und dass ich super stolz sein darf, wenn ich das schaffe. Gleichzeitig kann man sich bei Dark Souls in einem Run nicht regelmäßig heilen, also muss man selber im Blick behalten, wann man sich einen Bosskampf stellt oder doch erst den nächsten Checkpoint sucht. Es ist eine Analogie, die sich viel damit beschäftigt, die Kontrolle über sich selbst zurückzubekommen. Zu lernen, dass man zwar mit psychischen Krankheiten klarkommen muss, aber das man selbst die Regeln und Wege definieren kann und die Krankheiten nicht alles in deinem Leben beherrschen müssen, wenn du es schaffst die früh genug Grenzen zu setzen und dir damit den Anlauf ermöglichst, deine Hürden bewusst und gewählt dann zu besiegen, wenn du die Kraft dafür hast.

Was möchtest du der #darüberredenwir Community mitgeben?

Ich lebe seit über 10 Jahren mit einer chronischen Depression und einer bipolaren Persönlichkeitsstörung, diese Krankheiten haben mich in die Knie gezwungen und über Jahre dazu gebracht, in einem suizidalen, manischen Alltag auszuharren, aus dem ich mich nicht aus eigener Kraft befreien konnte. Es hat lange gebraucht, aber ich habe gelernt, um Hilfe zu bitten, Hilfe anzunehmen, zu verstehen, dass ich all das nicht alleine schaffen muss und es so viel zu lernen gibt, dass man sich davor gar nicht vorstellen kann, aber zu Werkzeugen wird, die so viel ermöglichen. Und jetzt mit 25 bin ich trotz Diagnose, einer der glücklichsten und lebensfrohsten Menschen, die ich kenne. Sich professionelle Hilfe zu suchen, zeigt von wahrer Stärke, habt keine Angst davor.


Pia, geboren am 04.10.1997 in Graz, lebt und arbeitet derzeit in Berlin. Sie begann im Alter von 17 Jahren zu streamen. Die fehlende Unterstützung ihrer Eltern hielt sie nicht davon ab, ihren Weg zu finden. Sie machte sich selbstständig und erhöht seit 2018 ständig ihre Bekanntheit. Heute lebt sie in Berlin und zählt zu den bekanntesten Streamerinnnen im deutschsprachigen Raum. Sie setzt sich gegen Sexismus, Rassismus, Homo- und Transphobie ein.

Ihr findet Pia unter anderem auf folgenden Plattformen:

Twitch: Shurjoka

Twitter: @Shurjoka

Youtube: @Shurjoka

Instagram: @shurjoka

#NeueMännlichkeiten für die Psyche

#NeueMännlichkeiten für die Psyche – Männergesundheit im Fokus

Es ist Movember – das Monat der Männergesundheit! Das werden wir nutzen, um den Fragen nach heutigen Männlichkeit(en) auf den Grund zu gehen. Was können Männer, was dürfen sie und was sollen sie? Was bedeutet „Mann sein“ im 21. Jahrhundert? Und warum sind diese Fragen relevant für die Gesundheit?

Männer und Gesundheit

Der Monat November dient dazu, das Bewusstsein rund um die Gesundheit von Männern zu fördern. Das betrifft natürlich auch die psychische Gesundheit. Egal ob anhaltende Knieschmerzen, eine gebrochene Hand oder psychische Krisen – professionelle Hilfe, frühmöglichste Behandlung und Achtsamkeit sind in allen Fällen notwendig. 2004 erschien der erste Österreichische Männergesundheitsbericht mit besonderer Berücksichtigung der Männergesundheitsvorsorge. Hier zeigte sich, dass sich Männer, statistisch gesehen, im Durchschnitt gesünder einschätzen als sie sind.

Darin steht auch:

„Bei Männern dürfte es der gegenwärtigen Rollenerwartung entsprechen, weniger sorgsam mit dem eigenen Körper zu sein, als Frauen.”

1. Österreichischer Männergesundheitsbericht

Die Folge davon: 

  • Männer neigen beruflich und in der Freizeit zur Überbeanspruchung ihres Körpers und bemerken Probleme später als Frauen, die regelmäßig einen Frauenarzt konsultieren
  • Bei Männern wird erst in einem höheren Lebensalter die Notwendigkeit der regelmäßigen Untersuchung durch einen Urologen evident. 
  • Selbst wenn Männer im höheren Lebensalter um die Notwendigkeit von Vorsorgeuntersuchungen Bescheid wissen, nehmen sie diese meist erst in Anspruch, wenn eine deutliche Symptomatik aufgetreten ist. 

Rollenbilder und Männlichkeit

Bereits der vor mehr als 15 Jahren erschienene Bericht stellte fest, dass “Rollenerwartungen” von und an Männer ihre Gesundheit beeinträchtigt. Auch andere Rollenklischees hindern Burschen und Männer daran, die Hilfe in Anspruch zu nehmen, die sie brauchen: “Männer reden nicht über ihre Gefühle”, “Männer weinen nicht”, usw.. Das zeigt sich auch beim Thema psychische Erkrankungen. Denn einerseits ist das Aufsuchen von Unterstützung schwieriger, andererseits sind die Symptome etwa bei einer Depression andere als bei Frauen. Depressive Symptome sind bei Männern eher Aggression, Gereiztheit oder exzessiver Konsum. 

Das Bild von Männlichkeit ist geprägt von Schlagwörtern wie Stärke, Kraft, Durchsetzungsvermögen und Dominanz. Dieses Bild schadet nicht nur der Gesellschaft, sondern auch dem einzelnen Mann. Daher wollen wir uns im Movember mit neuen Perspektiven und Ansätzen beschäftigen. 

Quellen:

„Ohne Worte“: Siegerinnenbeitrag Stephan-Rudas-Preis in der Kategorie Rundfunk

„Ohne Worte“, ein Beitrag von Tiba Marchetti, der in der ORF Sendung „Am Schauplatz“ ausgestrahlt wurde, beschäftigt sich mit der Volkskrankheit Demenz.

Obwohl rund 130.000 Menschen in Österreich aktuell an Demenz leiden und die Zahlen in den kommenden Jahren deutlich ansteigen werden, ist es immer noch ein Tabuthema. Viele Betroffene haben Angst und schämen sich, sich die Krankheit einzugestehen. Tiba Marchetti sprach mit Betroffenen und deren Angehörigen sowie mit Betreuungspersonen in verschiedenen Einrichtungen, etwa einem Demenzdorf in Deutschland oder einer Pflegeeinrichtung in Wien.

Herausfordernde Situation
Demenz ist eine herausfordernde Situation. Für die Betroffenen selbst, aber auch für das Umfeld. „Es ist traurig zu sehen, wie der Mensch, den man kennt, immer weniger wird“, so ein Angehöriger. „Eine solche Krankheit beeinflusst das gesamte Leben, für alle im Umfeld“, sagt ein weiterer. Betroffene haben das Gefühl, dass „ihnen die Zahlen davonlaufen und Gedanken verloren gehen.“ Aber, davon sprechen viele Angehörige in dem Beitrag: es entwickelt sich eine neue Form der Liebe. Eine Liebe, in der Wertschätzung einen immer größeren Stellenwert einnimmt.

Professionelle Hilfe holen
Für Betreuungspersonen stellen sich eine Vielzahl von Herausforderungen. Für Pflegefachkräfte etwa gehe es vor allem darum, Menschen mit einer Demenzerkrankung dort abzuholen, wo sie gerade sind. Und klar ist auch: je früher die Diagnose gestellt wird, desto besser und desto länger ist es möglich, die Strukturen des alltäglichen Lebens aufrecht zu erhalten. „Jeder von uns hat schon einmal seine Schlüssel vergessen oder ein Wort ist uns nicht eingefallen. Wenn dies allerdings häufig auftritt und zu einer Belastung im Alltag wird, sollte man dringend professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, um die Situation abzuklären“, raten die Ärzt*innen in dem Beitrag.

(C) ORF/Am Schauplatz

„Als Betroffener ist es wichtig, dass man mir das Gefühl gibt, ich bin nicht allein. Also ich bin nicht der einzige, der das hat“, erklärt ein Interviewter.

Dass man darüber spricht und es nicht geheim hält, ist das wichtigste. Es ist nicht unangenehm. Im Alter kann das jedem passieren.

Betroffene in „Ohne Wort“: Am Schauplatz/ORF

Gesunder Lebensstil und Freundschaft
Ein gesunder Lebensstil kann dazu beitragen, dass Demenz später auftritt. Entscheidend seien aber auch Freundschaften. Sowohl im Vorfeld aber auch, wenn die Krankheit bereits ausgebrochen ist, betonen die Ärzt*innen.

„Die kranken Kinder von Moria“ Siegerinnenbeitrag Stephan-Rudas-Preis in der Kategorie Print

Im Flüchtlingslager auf Lesbos grassiert unter Kindern eine sonderbare Krankheit. Silke Weber hat sich in ihrem in der „Zeit“ erschienenen Beitrag mit einem Krankheitsbild, der fast ausschließlich junge Flüchtlinge betrifft, auseinandergesetzt.

Für rund 3.000 Menschen ist das Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos angelegt. Als Durchgangslager konzipiert, in dem Erstregistrierungen der Flüchtlinge organisiert und durchgeführt werden sollen, platzt es immer mehr aus allen Nähten. Die griechischen Behörden sind mit der Situation überfordert. Zum Zeitpunkt des Berichts lebten rund 20.000 Menschen in Moria, darunter etwa 6.000 Kinder. Viele von ihnen bereits viele Monate in einer an ein Slum erinnernden Zeltstadt.

Apathie
Immer mehr Kinder fallen in Apathie. Sie geben Sprechen, Bewegen und Essen auf. Mediziner gehen von einem bestimmten Krankheitsbild aus, wenn sich die Aktivitäten in zumindest drei der sechs Bereiche deutlich verringern:  Sprechen, Essen, Mobilität, Sozialleben, Körperpflege und -hygiene, Ansprache auf Fürsorge- und Ermutigungsmaßnahmen. Der Zustand, der meist schrittweise beginnt, kann bis zu einem Starrezustand führen.

Die siebenjährige Nazanin lächelt überhaupt nicht mehr. Sie malt auch nicht mehr, spricht nicht mehr, und das Essen hat sie fast aufgegeben. Nazanin hockt auf dem Boden der dunklen Hütte, ein Bett gibt es nicht, und starrt ins Leere. Es ist, als würde sie durch uns hindurchgucken, sagt die Mutter.

Silke Weber, Die Kranken von Moria In: Die Zeit

Selbstaufgabe-Syndrom
Erste Fälle sind aus den 1990er Jahren in Schweden bekannt, als die Symptome bei vier Kindern festgestellt wurden, deren Familien im Balkankrieg geflohen waren. Damals nannte man die Krankheit Uppgivenhetssyndrom, also Selbstaufgabe Syndrom. 2014 wurde das Syndrom unter diesem Namen in das schwedische Register der psychischen Erkrankungen aufgenommen. Anfang des 21. Jahrhunderts häuften sich in Schweden die Fälle. 2004 waren es bereits 182. Dem schwedischen Neurowissenschaftler Karl Sallin sind bis zum heutigen Tag in Schweden rund 1.000 Fälle bekannt. Anfängliche Vorwürfe, die Kinder würden versuchen, Aufmerksamkeit zu erlangen und einen positiven Asylstatus zu erhalten oder sogar Vorwürfe an Eltern, sie würden Kinder absichtlich vergiften, konnten als Fake-News identifiziert werden.

Ein neunjähriges Mädchen aus Afghanistan sucht Schutz in einem Zelt im Lager Moria auf Lesbos (C) Marie Dorigny/M.Y.O.P./laif

International gibt es bis heute keinen eindeutigen Begriff: Resignation Syndrome (RS), Pervasive Refusal Syndrome (PRS), depressive Devitalisierung (DD), Traumatic Withdrawal Syndrome (TWS), Giving-up-Syndrome oder einfach apathische Flüchtlingskinder sind gebräuchliche Bezeichnungen.

Neben Schweden, haben sich dieselben Krankheitssymptome auch auf der Insel Nauru gezeigt, wo Australien ein Auffanglager für Flüchtlinge errichtet hat. Mittlerweile sind dort – nach Druck der Zivilgesellschaft – keine Kinder mehr untergebracht. Auf Lesbos leben aber bis heute Kinder in Apathie.

Hier der gesamt Artikel:

medizinische Waage

„Haben Essstörungen ein Geschlecht“ – Siegerinnenbeitrag Stephan-Rudas-Preis in der Kategorie online

Magdalena Grunt setzt sich in ihrem auf Youtube zu sehenden Beitrag mit Vorurteilen gegenüber Männern mit Essstörungen auseinander.

Sensibel wird das Vorurteil, Essstörungen seien eine typische “Frauenkrankheit” aufgebrochen, um auch erkrankte Männer sichtbar zu machen. Dabei geht es nicht nur um die Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen, sondern auch darum, Geschlechterklischees zu enttarnen.  Mit dem Videobeitrag möchte Magdalena Grunt Stigmatisierung entgegenwirken, mehr Bewusstsein für die Erkrankung schaffen, dazu ermutigen, offen darüber zu sprechen und Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen.

Darüber zu reden hilft

„Am meisten hat mir geholfen, als ich begonnen habe, darüber zu reden“, sagt der von Grunt portraitierte Musiker Tino Romana in der Reportage. Schon in der Volksschule habe er Mobbing erlitten, fehlende Bezugspersonen kompensierte er mit Essen. „Das Essen wurde zu meinem besten Freund, zu meiner Bezugsperson“, so Tino. In der Schule wurde er von den anderen Kindern auf Grund seines relativ hohen Gewichts ausgeschlossen und aufgezogen. Von Erwachsenen fühlte er sich nicht ernst genommen. Als der Leidendruck später zu groß wurde, beschloss er gar nicht mehr zu essen. Schnell hat er an Gewicht verloren, was zur Magersucht führte. Auch Mediziner*innen, die er aufgesucht hat, haben sich meist mit äußerlichen Symptomen auseinandergesetzt und sind selten auf die Psyche eingegangen, erzählt Tino.

„Wenn Frauen über Essstörungen sprechen, ist das immer ein sehr, sehr ernstes Problem. Wenn Männer darüber sprechen heißt es meist, iss mehr oder geh ins Fitnesscenter, um zuzunehmen‘.

Tino Romana in: „Haben Essstörungen ein Geschlecht“

Verschiedene Ursachen

Bei den Gründen für eine Essstörung gäbe es grundsätzlich kaum einen Unterschied zwischen den Geschlechtern, erläutert die Systemische Familientherapeutin Gudrun Stempkowski. „Es ist multifaktoriell und hat mit verschiedenen Ursachen zu tun. Nach diesen Ursachen ist zu suchen, denn nur das Essverhalten zu ändern, wird die Essstörung nicht ändern.“ Immer noch seien Essstörungen ein Tabuthema, gerade unter Männern. Es herrscht immer noch ein falscher Ansatz vor, meint Tino. „Es ist keine Schwäche, wenn man über seine Schwäche redet. Im Gegenteil, man zeigt Stärke, wenn man über seine Probleme redet.“

Statistik

Statistiken zeigen einen deutlichen Anstieg der Fälle von Essstörungen bei Männern und hier vor allem bei sehr jungen. Zwischen 2008 und 2018 steig die Zahl der jungen Männer zwischen 12 und 17 Jahren um 60 Prozent. Mittlerweile machen Männer ein Viertel aller Fälle on Essstörungen aus. Zehn Jahre davor war es noch ein Fünftel.

Über Magdalena Grunt

Die 1999 in Wien geborene Journalistin Magdalena Grunt ist Mitbegründerin des journalistischen Kollektivs VORLAUT, das Politdiskurse und soziale Missstände aus einem intersektional-feministischen Blickwinkel betrachtet.

Das Video

Der Beitrag kann auf Youtube gesehen werden.

World Mental Health Day: „Reden ist die beste Form, um Stigma hintanzustellen“

Der 30. World Mental Health Day der WHO am 10. Oktober stand unter dem Motto: „Reden hebt die Stimmung – Seelisch gesund in unserer Gesellschaft“. Der Chefarzt der Psychosozialen Dienst in Wien, Dr. Georg Psota, sprach bei einer Veranstaltung im 5. Bezirk in Wien über die Bedeutung der psychosozialen Gesundheit und Wege zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen.

„Rund ein Drittel bis ein Viertel der Bevölkerung in unseren Breiten leidet einmal pro Jahr an psychischen Problemen. Die Verläufe sind, wie bei jeder somatischen Krankheit auch, leicht bis schwer bzw. akut bis chronisch. Nachdem nicht immer dasselbe Drittel von einer Erkrankung betroffen ist, kann man sich leicht ausrechnen, dass im Verlauf eines Lebens, fast jeder Mensch mit psychosozialen Herausforderungen zu kämpfen hat“, skizzierte Dr. Psota die dramatische Situation.

Dr. Georg Psota bei der Veranstaltung zum World Mental Health Day (Copyright: PSD-Wien)

Freundschaft erhält die Gesundheit
„Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die die Gesundheit beeinflussen: Nicht rauchen natürlich, geringer Alkoholkonsum und viel Bewegung. Der wichtigste Faktor aber um die Gesundheit zu erhalten, und das zeigen eine Vielzahl von Studien, ist die Pflege von Freundschaften. Denn der Mensch ist ein soziales Wesen, das von Kommunikation abhängig ist“, so Psota.

Es gibt keine Gesundheit ohne psychische Gesundheit!

Dr. Georg Psota

Hilfe in Anspruch nehmen
Um der immer noch vorherrschenden Stigmatisierung psychischer Erkrankungen entgegenzutreten, empfiehlt Dr. Psota das Reden. „Reden ist die beste Form, um das Stigma hintanzuhalten.“ Dies gelte für Betroffene, die sich so schnell wie möglich Hilfe holen sollen und nicht aus Angst lange zuwarten dürfen. „Es kann nicht sein, dass man monatelang nicht schlafen kann, ständig abnimmt und andere Symptome aufweist, bevor man Hilfe in Anspruch nimmt. Man darf sich davor nicht scheuen“, warnt Dr. Psota. Ähnliches gilt auch für die Umgebung, Familie und Freunde. „Sprechen sie das Problem an, wenn sie sich Sorgen machen“, appelliert er.
„Meine Hoffnung ist es, dass wir bald gemeinsam eine große Geschichte erzählen: die Geschichte von der Psyche, die hohen Risiken ausgesetzt ist“, so Dr. Psota.

World Mental Health Day
Die Veranstaltung World Mental Health Day fand auf Einladung von Onesoc im Creative Cluster im 5. Wiener Gemeindebezirk statt. Neben Dr. Psota sprachen auch Bezirksrätin und Vorsitzende der Kommission für Gesundheit, Soziales und Prävention, Mag.a Katharina Ranz, die Beraterin, Coach und Expertin für mentale Fitness und Verhaltensveränderung, Eva Gruber, die Fachbereichsleiterin Selbsthilfe bei pro mente Wien, Christine Reinhardt und der CEO von The Impressive Company, Nikodemus Wagner.

Neun Tipps, die helfen können

Offen über psychische Erkrankungen zu sprechen, erfordert Mut. Auf Twitter hat genau diesen Mut @FrauBadbits vorgemacht. Denn offen über unsere psychische Gesundheit zu reden, das kann auch anderen Kraft und Hoffnung geben. @FrauBadbits leidet unter Posttraumatische Belastungsstörung, Depressionen und Angststörungen. Nachdem sich die Panikattacken in letzter Zeit deutlich verringert haben und Angstzustände schon monatelang nicht mehr eingetreten sind, hat sie zusammengefasst, was ihr persönlich geholfen hat. Via Twitter hat sie diese Tipps geteilt – um anderen nicht nur Inspiration zu geben, sondern durch ihre persönlichen Erfahrungen auch Hoffnung zu erzeugen:

sich gegenseitig Halt geben
Photo by Priscilla Du Preez on Unsplash

1. WATCH YOUR BODY Ok ok, das machen Panikler*innen sowieso vielleicht ein bisschen zu viel. Aber macht es trotzdem, nur eben richtig. Lasst euch EINMAL von Ärzt*innen durchchecken. Wirklich. Nur ein einziges Mal. Und zwar nicht auf eine super seltene Krankheit, sondern lasst nachsehen, ob die gängigsten Auslöser für Angst und Depressionen bei euch ok sind. Das sind die Schilddrüse und Nährstoffe. Bei den Nährstoffen am üblichsten: Eisen, Zink, Selen, Jod, B12 und D3 Ist alles bei euch okay, dann ist es die Psyche. Und das ist nicht schön, aber ok.

Wieso das so wichtig ist? – ihr habt die Gewissheit, dass ihr körperlich ok seid und das hilft – wenn es euch körperlich nicht gut geht, seid ihr psychisch auch weniger widerstandfähig. Das ist normal. – wenn‘s eine körperliche Ursache hat, könnt ihr machen was ihr wollt: Es wird nicht besser, wenn die Ursache nicht behoben wird.

2. MOVE THAT ASS „Mach doch einfach Sport“ hat noch nie jemanden geholfen. Wird es auch nicht. Menschen mit Depressionen können nämlich oft gar kein Sport machen. Wenn sie es könnten, ginge es ihnen nicht so schlecht, wie es ihnen geht und das wäre schon gut. ABER:

Bewegung hilft leider tatsächlich. Und dabei muss es nicht mal Sport sein. Aufräumen, spazieren … die alltäglichen Dinge eben helfen oft auch schon. Und wenn‘s ganz doll am Antrieb hapert, hilft es mir immer, einen Timer zu stellen. Ich kann nicht alles schaffen, aber ich kann 5 oder 10 Minuten zumindest etwas schaffen. Und man fühlt sich gleich besser. Und zum Sport … tja.. also wenn ich einem psychisch kranken Menschen eine „Sportart“ empfehlen müsste, wäre es Yoga. Und zwar aus guten Gründen. Yoga hilft erwiesenermaßen am allerbesten. Wieso?

Ganz einfach. Man hampelt nicht sinnlos rum. Man kommt ins spüren. Man meditiert, kommt zur Ruhe und strengt sich doch manchmal ganz schön an. Alles in einem, sozusagen. Und man kann seine Praktik immer seiner Laune anpassen. Insbesondere „Umkehrhaltungen“ helfen ungemein, weil

Frau beim Betreiben von Sport
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3. BE SPIDER(WO)MAN Spinn dir ein Sicherheitsnetz. Such dir Leute, die dich verstehen. Online, in Selbsthilfegruppen. Vertrau dich Freunden und Familie an. Psychiater*innen, Therapeut*innen – alles was irgendwie helfen kann. Spinn dir ein Netz. Das ist mit das allerwichtigste!

4. FEED YOUR SOUL Mach mal die Augen zu. Also nur kurz. Atme mal tief ein und aus. Und dann frage dich, was dir gerade guttun würde. Irgendwas realistisches. Und wenn dir nichts einfällt: was hat dir in der Vergangenheit gutgetan? Wo hast du dich wohlgefühlt? Wobei hattest du Spaß? Wo konntest du Kraft tanken? Vielleicht möchtest du im Wald spazieren. Oder mal wieder schwimmen gehen. Vielleicht auch nur eine Tasse Tee trinken. Oder einen extra leckeren Kuchen essen. Was auch immer es ist, was dir guttut: tu es. So oft es geht. So viel es geht.

5. DANCE LIKE NO ONE IS WATCHING Das Leben ist ein Tanz. Kein Sprint. Nicht mal ein Marathon. Es ist ein Tanz. Mal gehts 2 Schritte vor, dann einen zurück. Vielleicht auch mal einen zur Seite. Wie auch immer. Tanze einfach in deinem Rhythmus.

Es ist völlig okay, wenn du ein paar Fortschritte gemacht hast und dann ein Rückschlag kommt. Oder wenn du merkst, dass du mit deiner Strategie nicht weiterkommst und du dann eine andere ausprobierst. Es ist nicht nur okay, sondern es ist richtig richtig gut, denn so lernst du unfassbar viel über dich und das Leben. Such dir den Soundtrack deines Lebens aus und dann Tanz dazu.

6. THE BEST VERSION OF YOU IS YOU Klingt komisch, ist aber so. Es gibt Gründe, sehr gute Gründe, warum es dir momentan nicht gut geht. Das ist nicht schön, aber okay. Du musst da sein, wo du gerade bist und wie du gerade bist, denn das ist genau richtig. Und wenn du das akzeptiert hast, dann mach nochmal die Augen zu, atme noch mal und dann stell dir mal vor, wie du wärst, wenn du absolut psychisch gesund und glücklich wärst. Wie würde sich das anfühlen? Was wäre in deinem Leben anders? Was würdest du anders machen? Mach‘s!

7. BETTER SAVE THAN SORRY Macht euch einen Notfallplan. Wenn ihr wisst, dass ihr in eine für euch schwierige Situation macht, bereitet euch vor. Fragt euch, was das absolute Worst-Case-Szenario ist (das wisst ihr ja eh) und dann überlegt euch Handlungsoptionen.

Beispiel: ich bin mit BFK alleine zuhause. Worst-Case: er verletzt sich und muss ins Krankenhaus. Und ich hab kein Auto. Handlung im Fall: Rettungswagen rufen Alternativer Gedanke: bisher ist das noch nicht passiert. Ich kann gut auf mich und mein Kind aufpassen.

Notausgang-Schild
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8. KNOW YOUR ENEMY Psychische Erkrankungen haben viele Gesichter. Und zwar alle. Kenne deine ganz genau. Erkenne sie frühzeitig. Lerne alles über deine Erkrankung. Je besser du sie verstehst, desto besser kannst du dich wappnen. Wusstet ihr zum Beispiel, dass man sein Gehirn voll gut verarschen kann? Wenn man 2 Minuten lächelt, fängt das Gehirn an, Glückshormone auszuschütten. Die Muskeln, die man zum Lächeln braucht sagen den Nerven „keine Ahnung warum, aber ich scheine fröhlich zu sein“ und die Nerven sagen „ok alles klar, ich sag’s dem Gehirn“. Das Gehirn checkt die Lage und denkt sich „komisch, fröhlich sehe ich hier nicht, aber die Muskeln müssen es ja wissen. Hier paar Botenstoffe, will ja niemandem im Weg stehen“

9. IT’S ONLY CHEMISTRY Bei psychischen Erkrankungen herrscht immer ein chemisches Ungleichgewicht im Gehirn vor. Das kann man ausgleichen. Mit Sport zum Beispiel. Es sei denn, man ist krank, dann nicht. Weil man dann kein Sport machen kann. Aber dann kann man Medikamente nehmen, die dafür sorgen, dass es euch besser geht im besten Fall. Viele Antidepressiva zum Beispiel funktionieren so, dass sie die Wiederaufnahme von Serotonin hemmen. Das bedeutet, Serotonin (macht glücklich) bleibt länger im synaptischen Spalt. Ich will jetzt nicht so sehr ausschweifen. Nur kurz gesagt: die eine Zelle sagt der anderen länger, dass es euch gut geht. Man kann’s ja mal probieren.

Nachtrag: mein Wissen bezüglich Antidepressiva ist offensichtlich veraltet. Das liegt daran, dass ich mich 1x schlau gemacht hab, bevor ich zum ersten Mal welche nahm. Das war mit 18 – seitdem nicht mehr, weil es für mich plausibel klang und die Medikamente mir heute noch helfen.