Neun Tipps, die helfen können

Offen über psychische Erkrankungen zu sprechen, erfordert Mut. Auf Twitter hat genau diesen Mut @FrauBadbits vorgemacht. Denn offen über unsere psychische Gesundheit zu reden, das kann auch anderen Kraft und Hoffnung geben. @FrauBadbits leidet unter Posttraumatische Belastungsstörung, Depressionen und Angststörungen. Nachdem sich die Panikattacken in letzter Zeit deutlich verringert haben und Angstzustände schon monatelang nicht mehr eingetreten sind, hat sie zusammengefasst, was ihr persönlich geholfen hat. Via Twitter hat sie diese Tipps geteilt – um anderen nicht nur Inspiration zu geben, sondern durch ihre persönlichen Erfahrungen auch Hoffnung zu erzeugen:

sich gegenseitig Halt geben
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1. WATCH YOUR BODY Ok ok, das machen Panikler*innen sowieso vielleicht ein bisschen zu viel. Aber macht es trotzdem, nur eben richtig. Lasst euch EINMAL von Ärzt*innen durchchecken. Wirklich. Nur ein einziges Mal. Und zwar nicht auf eine super seltene Krankheit, sondern lasst nachsehen, ob die gängigsten Auslöser für Angst und Depressionen bei euch ok sind. Das sind die Schilddrüse und Nährstoffe. Bei den Nährstoffen am üblichsten: Eisen, Zink, Selen, Jod, B12 und D3 Ist alles bei euch okay, dann ist es die Psyche. Und das ist nicht schön, aber ok.

Wieso das so wichtig ist? – ihr habt die Gewissheit, dass ihr körperlich ok seid und das hilft – wenn es euch körperlich nicht gut geht, seid ihr psychisch auch weniger widerstandfähig. Das ist normal. – wenn‘s eine körperliche Ursache hat, könnt ihr machen was ihr wollt: Es wird nicht besser, wenn die Ursache nicht behoben wird.

2. MOVE THAT ASS „Mach doch einfach Sport“ hat noch nie jemanden geholfen. Wird es auch nicht. Menschen mit Depressionen können nämlich oft gar kein Sport machen. Wenn sie es könnten, ginge es ihnen nicht so schlecht, wie es ihnen geht und das wäre schon gut. ABER:

Bewegung hilft leider tatsächlich. Und dabei muss es nicht mal Sport sein. Aufräumen, spazieren … die alltäglichen Dinge eben helfen oft auch schon. Und wenn‘s ganz doll am Antrieb hapert, hilft es mir immer, einen Timer zu stellen. Ich kann nicht alles schaffen, aber ich kann 5 oder 10 Minuten zumindest etwas schaffen. Und man fühlt sich gleich besser. Und zum Sport … tja.. also wenn ich einem psychisch kranken Menschen eine „Sportart“ empfehlen müsste, wäre es Yoga. Und zwar aus guten Gründen. Yoga hilft erwiesenermaßen am allerbesten. Wieso?

Ganz einfach. Man hampelt nicht sinnlos rum. Man kommt ins spüren. Man meditiert, kommt zur Ruhe und strengt sich doch manchmal ganz schön an. Alles in einem, sozusagen. Und man kann seine Praktik immer seiner Laune anpassen. Insbesondere „Umkehrhaltungen“ helfen ungemein, weil

Frau beim Betreiben von Sport
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3. BE SPIDER(WO)MAN Spinn dir ein Sicherheitsnetz. Such dir Leute, die dich verstehen. Online, in Selbsthilfegruppen. Vertrau dich Freunden und Familie an. Psychiater*innen, Therapeut*innen – alles was irgendwie helfen kann. Spinn dir ein Netz. Das ist mit das allerwichtigste!

4. FEED YOUR SOUL Mach mal die Augen zu. Also nur kurz. Atme mal tief ein und aus. Und dann frage dich, was dir gerade guttun würde. Irgendwas realistisches. Und wenn dir nichts einfällt: was hat dir in der Vergangenheit gutgetan? Wo hast du dich wohlgefühlt? Wobei hattest du Spaß? Wo konntest du Kraft tanken? Vielleicht möchtest du im Wald spazieren. Oder mal wieder schwimmen gehen. Vielleicht auch nur eine Tasse Tee trinken. Oder einen extra leckeren Kuchen essen. Was auch immer es ist, was dir guttut: tu es. So oft es geht. So viel es geht.

5. DANCE LIKE NO ONE IS WATCHING Das Leben ist ein Tanz. Kein Sprint. Nicht mal ein Marathon. Es ist ein Tanz. Mal gehts 2 Schritte vor, dann einen zurück. Vielleicht auch mal einen zur Seite. Wie auch immer. Tanze einfach in deinem Rhythmus.

Es ist völlig okay, wenn du ein paar Fortschritte gemacht hast und dann ein Rückschlag kommt. Oder wenn du merkst, dass du mit deiner Strategie nicht weiterkommst und du dann eine andere ausprobierst. Es ist nicht nur okay, sondern es ist richtig richtig gut, denn so lernst du unfassbar viel über dich und das Leben. Such dir den Soundtrack deines Lebens aus und dann Tanz dazu.

6. THE BEST VERSION OF YOU IS YOU Klingt komisch, ist aber so. Es gibt Gründe, sehr gute Gründe, warum es dir momentan nicht gut geht. Das ist nicht schön, aber okay. Du musst da sein, wo du gerade bist und wie du gerade bist, denn das ist genau richtig. Und wenn du das akzeptiert hast, dann mach nochmal die Augen zu, atme noch mal und dann stell dir mal vor, wie du wärst, wenn du absolut psychisch gesund und glücklich wärst. Wie würde sich das anfühlen? Was wäre in deinem Leben anders? Was würdest du anders machen? Mach‘s!

7. BETTER SAVE THAN SORRY Macht euch einen Notfallplan. Wenn ihr wisst, dass ihr in eine für euch schwierige Situation macht, bereitet euch vor. Fragt euch, was das absolute Worst-Case-Szenario ist (das wisst ihr ja eh) und dann überlegt euch Handlungsoptionen.

Beispiel: ich bin mit BFK alleine zuhause. Worst-Case: er verletzt sich und muss ins Krankenhaus. Und ich hab kein Auto. Handlung im Fall: Rettungswagen rufen Alternativer Gedanke: bisher ist das noch nicht passiert. Ich kann gut auf mich und mein Kind aufpassen.

Notausgang-Schild
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8. KNOW YOUR ENEMY Psychische Erkrankungen haben viele Gesichter. Und zwar alle. Kenne deine ganz genau. Erkenne sie frühzeitig. Lerne alles über deine Erkrankung. Je besser du sie verstehst, desto besser kannst du dich wappnen. Wusstet ihr zum Beispiel, dass man sein Gehirn voll gut verarschen kann? Wenn man 2 Minuten lächelt, fängt das Gehirn an, Glückshormone auszuschütten. Die Muskeln, die man zum Lächeln braucht sagen den Nerven „keine Ahnung warum, aber ich scheine fröhlich zu sein“ und die Nerven sagen „ok alles klar, ich sag’s dem Gehirn“. Das Gehirn checkt die Lage und denkt sich „komisch, fröhlich sehe ich hier nicht, aber die Muskeln müssen es ja wissen. Hier paar Botenstoffe, will ja niemandem im Weg stehen“

9. IT’S ONLY CHEMISTRY Bei psychischen Erkrankungen herrscht immer ein chemisches Ungleichgewicht im Gehirn vor. Das kann man ausgleichen. Mit Sport zum Beispiel. Es sei denn, man ist krank, dann nicht. Weil man dann kein Sport machen kann. Aber dann kann man Medikamente nehmen, die dafür sorgen, dass es euch besser geht im besten Fall. Viele Antidepressiva zum Beispiel funktionieren so, dass sie die Wiederaufnahme von Serotonin hemmen. Das bedeutet, Serotonin (macht glücklich) bleibt länger im synaptischen Spalt. Ich will jetzt nicht so sehr ausschweifen. Nur kurz gesagt: die eine Zelle sagt der anderen länger, dass es euch gut geht. Man kann’s ja mal probieren.

Nachtrag: mein Wissen bezüglich Antidepressiva ist offensichtlich veraltet. Das liegt daran, dass ich mich 1x schlau gemacht hab, bevor ich zum ersten Mal welche nahm. Das war mit 18 – seitdem nicht mehr, weil es für mich plausibel klang und die Medikamente mir heute noch helfen.

Eltern sein in der Krise

Wir haben mit den Kolleg*innen mit Kindern geredet – es ist nicht einfach, es ist eigentlich ganz schön schwer. Also was hilft?

Die vergangenen fast zwei Jahre waren und sind nach wie vor für uns alle eine Herausforderung. Aber besonders für die Kleineren und Jüngeren  war  die  Zeit  geprägt  von  einschneidenden Erlebnissen. Verwirrung, Verzicht, Isolation, Unsicherheit. Kindergarten und Schulen waren geschlossen, immer wieder führen Corona-Infektionen dazu, dass die Kinder zuhause bleiben müssen. Für uns Eltern ist das, um ehrlich zu sein, kaum schaffbar. Home-Office, Betreuungspflichten, Ausgleich zu Schule oder Kindergarten sein, über die neuesten Maßnahmen Bescheid wissen, möglichst nicht streiten oder diskutieren und im besten Fall den Adventskalender schon vor dem 1. Dezember fertig haben und den Adventskranz gleich selber basteln. Immerhin ist es kein Gesichtsverlust, wenn in der Stadt der Weihnachtsbaum nicht direkt aus dem Wald geholt wird.  Und wenn man denkt, man hat es geschafft, weil man fürs Kind ein Wichtelgeschenk aufgetrieben hat und der Lockdown sich lockert, und Silvester eigentlich wunderschön war und man fürs neue Jahr so viel vor hat… Ja, dann kommt auch schon ein Anruf von der Schule oder dem Kindergarten. Jemand ist positiv. Das Kind muss zu Hause bleiben. Man selbst nun mal auch. Wieder Home-Office, wieder versuchen, den Kleinen zu beschäftigen, wieder verwunderte und traurige Augen, die zu einem aufblicken und fragen, wann es vorbei ist.

Um es auf den Punkt zu bringen: Es ist nicht schaffbar in dieser Zeit, perfekt zu sein. Für niemanden. Und das ist okay.

Um es auf den Punkt zu bringen: Es ist nicht schaffbar in dieser Zeit, perfekt zu sein. Für niemanden. Und das ist okay. Weder die Eltern, noch das Kind müssen in Krisen Hochleistung erbringen, jede Erwartung erfüllen und so tun, als wäre alles wie immer. Das können wir nämlich auch gar nicht. Also schrauben wir unsere Ansprüche runter. Das betrifft die Hausarbeit und auch den Job. Denn jetzt jeden Tag frisch geduscht, mit sauberem, angezogenem Kind in der blitzblank geputzten Wohnung zu sitzen, macht die Krise auch nicht erträglicher. Und ist auch nicht die psychische Belastung wert.

Was hilft also in Krisenzeiten?

Es geht nicht darum, dass die Kinder ein schlaues Buch nach dem anderen lesen und super Noten schreiben und eine neue Fremdsprache lernen. Es geht nicht darum, dass die Eltern 20 verschiedene Kekssorten backen, sich nichts anmerken lassen und das Home-Office und die Aktivitäten für das Kind pädagogisch höchst wertvoll sind. Es geht darum, möglichst gut gemeinsam durch diese Zeit zu kommen. Das wissen auch die Kinder. Also sollen sie ihre Comics lesen oder zum 62. Mal “Frozen” schauen (Wir möchten an dieser Stelle zu Abwechslung “Encanto” empfehlen). Man muss nicht einen riesigen Ausflug planen, schon eine halbe Stunde an der frischen Luft kann für alle eine Erleichterung sein.

Halt geben und Strukturen schaffen

Auch wenn sich ständig alles ändert – Schließung, Öffnung, neue Maßnahmen, so kann man im Kleinen Strukturen schaffen. Wann stehen wir auf, wann ziehen wir uns an, wann gehen wir ins Bett, wann gehen wir raus, wann räumen wir auf, bis wann wollen wir das Puzzle fertig haben und wann schauen wir zum 63. Mal “Frozen”? Das gemeinsame Planen kann den Kids auch ein stückweit helfen, Kontrolle und Perspektiven zurück zu erlangen.

Reden. Zuhören. Verstehen. Verwöhnen.

Kinder merken, wenn etwas nicht stimmt. Deshalb ist es wichtig, mit ihnen zu sprechen. Kindgerecht zu vermitteln, was gerade passiert. Fragen beantworten, nachfragen. Was sind die Sorgen der Jüngeren, was macht ihnen Angst, was brauchen sie gerade? Wir alle gehen unterschiedlich mit Krisen um: Manche brauchen Ruhe, manche brauchen Ablenkung, manche brauchen Zeit für sich, manche brauchen Beschäftigung. Es ist für Eltern nicht einfach, sich das zu nehmen, was man braucht. Aber man kann sich selbst mitteilen. Wenn man müde ist, kann man das mitteilen. Kinder verstehen das – einfach ehrlich mit ihnen reden, sie haben Verständnis und Empathie, auch wenn sie beaufsichtigt werden oder spielen wollen, sie stellen sich darauf ein. Und zufriedene Kinder machen vieles einfacher. Darum darf es auch mal ein Eis mehr sein oder eine Woche nur mit Lieblingsessen. Oder sich verkleiden und zu Hause eine Onesie-Party machen. Wir müssen derzeit alle auf sehr viel verzichten – lassen wir zumindest im Kleinen eine bisschen die Sau raus.

Um für die Jüngeren gut da sein zu können, bedeutet das auch, auf uns selbst zu schauen. Es ist nicht einfach, oder immer möglich, besonnen und ruhig alles zu erklären, zwischen Home-Office und Hausaufgaben und dem Geschirrtuch in der Hand: Telefonieren mit Freund*innen oder aber auch Angebote zur Entlastung nutzen, wie zB die Corona-Sorgenhotline (01400053000). Für sich selbst mal was Gutes tun, das Kind in einen Video-Call mit Großeltern oder Bekannten setzen und selbst kurz durchschnaufen. Und akzeptieren, dass es gerade nicht perfekt sein muss. Wir können stolz auf das sein, was wir bereits geschafft haben. Als Eltern. Als Familie. Und wir können stolz sein auf unsere Kinder. Und sie das wissen lassen.

Ein langer, aber lohnender Weg

„Das zentrale Anliegen ist, Menschen in seelischer Not Halt und Hoffnung zu vermitteln.“

Kinder-und Jugendpsychiater*in zu sein, bedeutet eine große Verantwortung auf sich zu nehmen. Und es bedeutet, eine fundierte Ausbildung hinter sich zu bringen. Im Fall von Dr. Christian Scharinger ist dies eine Dauer von insgesamt elf Jahren nach Abschluss des Medizinstudiums, die aber „im Rückblick schnell verflogen sind“, wie er sagt. Derzeit ist er Assistenzarzt an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Medizinischen Universität Wien.

Schon während der Studien der Humanmedizin und der Psychologie habe er sich für das Fach Psychiatrie interessiert und viele Lehrveranstaltungen in diesem Bereich besucht, berichtet er. Bis zur Tätigkeit in der Kinder- und Jugendpsychiatrie dauerte es dennoch eine ganze Weile. Dr. Scharinger begann eine Psychotherapieausbildung und forschte im Feld der Psychiatrie. Nach dem Medizinstudium begann die sechsjährige Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin. Nach dem Abschluss begann die wiederum etwas mehr als fünf Jahre dauernde Ausbildung zum Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, in der selbstverständlich von Beginn an bereits mit Patient*innen gearbeitet wird.

Nach einer Krise wieder Sinn und Freude am Leben finden

Ausschlaggebend für die Wahl dieses doch langwierigen Berufsweges sei das „Interesse für die frühen Phasen von psychischen Erkrankungen“ gewesen, sagt er. „Den Bereich der Früherkennung und Frühintervention bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie deren Familien finde ich besonders faszinierend und herausfordernd.“

Der Lohn für die Anstrengungen während der Ausbildung liegt darin, „wenn junge Menschen nach Krisen wieder Sinn und Freude am Leben finden und ihr Herz wieder an etwas oder jemanden hängen können“, betont er. Sich auf junge Menschen einlassen zu können ist mindestens ebenso wichtig, wie die medizinische Seite des Berufs. Die zentrale Aufgabe sei es, Menschen in seelischer Not Halt und Hoffnung zu vermitteln.

Teamplayer

„Kinder und Jugendpsychiatrie ist ein Fach für Teamplayer. Unsere Arbeit findet in der Zusammenarbeit von vielen Berufsgruppen statt, die jeweils unterschiedliche professionelle Blicke auf Kinder und Jugendliche richten.“ Neben dem medizinisch-diagnostischen Blick der Kinder- und Jugendpsychiater*innen wird das System Familie durch die Zusammenarbeit mit Gesundheits- und Krankenpflege, der klinischen Psychologie, Ergotherapie, Logopädie, Sozialpädagogik, klinischer Sozialarbeit, Physiotherapie, Musiktherapie, Sonder-Heilpädagogik und den vielfältigen Methoden der Psychotherapie ganzheitlich betrachtet.

“Unsere Arbeit findet in der Zusammenarbeit von vielen Berufsgruppen statt, die jeweils unterschiedliche professionelle Blicke auf Kinder und Jugendliche richten.”

Als größte Herausforderung bezeichnet Scharinger den Faktor Zeit. „Häufig kommt es erst dann zu einer ersten Kontaktaufnahme mit einer kinder- und jugendpsychiatrischen Abteilung, wenn sich Probleme schon über einen längeren Zeitraum entwickelt haben und sich die Situation sehr zugespitzt hat. Es ist oft eine sehr große Herausforderung, in einer solchen Situation eine schrittweise Lösung und Verbesserung gemeinsam mit dem Kind und seiner Familie zu erarbeiten“, so der Kinder-und Jugendpsychiater.

Wunsch

Wünschen würde er sich, dass es ein breiteres Angebot für Familien mit Kindern und Jugendlichen in Krisen gibt, „damit diese bereits früher Unterstützung annehmen können.“

Hands-on Mentalität und psychische Stabilität als Voraussetzung

„Wenn es Patient*innen im Zuge einer Behandlung erstmals gelingt, mich anzubrüllen und offen wütend auf mich zu sein, finde ich das großartig“

Theres Graf arbeitet derzeit als Assistenzärztin an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Medizinischen Universität Wien. Sie befindet sich im vierten Ausbildungsjahr. Der Weg bis zu dem Moment, an dem sie wusste, dass das „genau das ist, was ich immer machen wollte“, wie sie ihren heutigen Beruf bezeichnet, war allerdings kein geradliniger. Erst kurz vor Abschluss eines Betriebswirtschaftsstudiums „habe ich den Mut gefasst, mich für einen Bereich zu entscheiden, der mich so richtig begeistert“, erzählt sie und meldete sich für die die Aufnahmeprüfung in Medizin an. Das Studium der Kommunikationswissenschaft, das sie parallel zum Betriebswirtschaftsstudium begonnen hatte, setzte sie fort. Neben dem Medizinstudium arbeitet sie als PR- und Marketingassistentin, wodurch sie sich „das Jobben in der Gastronomie aus früheren Tagen ersparte.“

“Nach der ersten Famulatur, war ich sicher, dass ich dieses und nur dieses Fach machen wollen würde.“

Doch auch während des Medizinstudiums dauerte es Jahre, bis sie auf die Kinder- und Jugendpsychiatrie aufmerksam wurde und sich schlussendlich dafür entschied: „Ich wusste bis zu meinem vierten Studienjahr gar nicht, in welche Richtung ich nach Abschluss meines Medizinstudiums gehen wollen würde. Ich hatte Neurologie, Gynäkologie und Allgemeinmedizin in Erwägung gezogen, war aber eigentlich nicht einmal sicher, ob ich überhaupt Ärztin werden würde. Während meines vierten Studienjahres habe ich mir dann die fachärztlichen Ausbildungsordnungen angesehen, und bin dabei erstmals auf das Fach Kinder- und Jugendpsychiatrie aufmerksam geworden. Beim Durchlesen der Ausbildungsordnung habe ich gedacht: Das ist genau, was ich immer machen wollte; ich wusste bloß bislang nicht, dass es dazu eine Fachrichtung gibt. Nach der ersten Famulatur, war ich sicher, dass ich dieses und nur dieses Fach machen wollen würde.“

Hohe Individualität

Als Besonderheit in ihrem Beruf sieht sie, dass neben den Patient*innen auch das unmittelbare Umfeld, wie Familien und/oder Betreuungseinrichtungen, in den Arbeitsprozesseingebunden werden muss. Außerdem schätzt sie die hohe Individualität: „Da jede Psyche einzigartig ist, bleibt mein Beruf stets spannend“, sagt Graf.

Behandlungserfolge sind natürlich besonders schön. Dass diese manchmal anders aussehen als in anderen medizinischen Fachrichtungen macht sie an einem eindrücklichen Beispiel deutlich: „Wenn es beispielsweise einer Patientin mit Magersucht, die immer entsprechen möchte, im Zuge einer Behandlung erstmals gelingt, mich anzubrüllen und offen wütend auf mich zu sein, finde ich das großartig.“  

“Man muss sich aber auch abgrenzen können und manchmal auch die Grenzen der Behandlungsmöglichkeiten akzeptieren lernen.”

Als wichtigste Charaktereigenschaften, die man als Kinder- und Jugendpsychiater*in mitbringen muss, sieht sie Hands-on Mentalität und psychische Stabilität sowie die Freude an der Entwicklung kreativer Lösungen. Man muss sich aber auch abgrenzen können und manchmal auch die Grenzen der Behandlungsmöglichkeiten akzeptieren lernen. Darüber hinaus benötigt man tragfähige berufliche und private Netzwerke, die in schwierigen Phasen Unterstützung bieten. 

Mangelsituationen als größte Herausforderung

Als größte Herausforderung empfindet sie die Mangelsituation in vielen Bereichen. Einerseits die ökonomischen Schwierigkeiten die entstehen, wenn etwa mehrere Kinder einer Familie Unterstützung brauchen, oder wenn die finanziellen Ressourcen gering sind. Aber auch bei den Angeboten, wie etwa tagesklinische Therapiezyklen, bei denen der Bedarf „bei weitem“ nicht gedeckt ist.

Theres Graf, Dr.in

Ein ungewöhnlicher Werdegang

Von der Betriebswirtschaftslehre über die Mathematik zur Kinder- und Jugendpsychiatrie

Mercedes Bock ist Kinder-und Jugendpsychiaterin. Sie hat Humanmedizin studiert und sich auf das Fach Kinder- und Jugendpsychiatrie spezialisiert. Heute arbeitet sie am Kinder- und Jugendpsychiatrischen Ambulatorium mit Tagesklinik in der Kölblgasse im 3. Bezirk in Wien. Sie ist aber auch studierte Betriebswirtin, Psychologin und Mathematikerin. Und hat eine Psychotherapieausbildung.

Warum hat sie sich schlussendlich für die Kinder- und Jugendpsychiatrie entschieden? „Ich habe zunächst Internationale Betriebswirtschaftslehre studiert und auch in diesem Bereich gearbeitet. All das war allerdings an einem wesentlichen Interesse –  dem Verstehen und Unterstützen von Menschen in ihren unterschiedlichen Lebenswelten und Lebensherausforderungen – vorbei. So habe ich mich mit Mitte 20 gezielt für ein Medizinstudium entschieden, um Kinder- und Jugendpsychiaterin zu werden. Wenn ich so zurückschaue, würde ich diese Entscheidung genauso wieder treffen“, sagt sie heute.

Beitrag zur Entstigmatisierung

Bei ihrer Tätigkeit liebt sie die Spannung und Abwechslung. „Es geht um die Gestaltung eines gemeinsamen Prozesses mit Kindern und Jugendlichen, aber auch deren Umfeld, und das in Zusammenarbeit mit verschiedenen Berufsgruppen. In unserem Fach gibt es sehr viele Möglichkeiten an innovativen Konzepten mitzuarbeiten und diese weiter zu entwickeln.“ Sie sieht es aber auch als eine ihrer Aufgaben, einen Beitrag zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen zu leisten, denn diese sei weiterhin sehr hoch. „Das spiegelt sich in festgefahrenen Meinungen, aber auch in entwertenden Ratschlägen an Kinder und Jugendliche wider (zB „lass den Blödsinn sein“, oder „streng dich mehr an“)“, stellt sie fest.

Hohe emotionale Anforderungen

Wird sie nach den größten Herausforderungen gefragt, fallen ihr zunächst die hohen emotionalen Anforderungen ein. Wie auch in vielen anderen Berufen im Gesundheits- und Sozialbereich, sind auch im Umfeld der Kinder- und Jugendpsychiatrie überwiegend Frauen tätig, die oftmals auch in ihrem persönlichen und außerberuflichen Umfeld intensive Leistungen erbringen müssen. Die Koordination im multiprofessionellen Team und die Kooperationen im Umfeld der Patient*innen bezeichnet Bock als eine der schönsten Facetten des Berufs, gleichzeitig aber auch als eine sehr herausfordernde, gerade auch logistisch.

Was muss man eigentlich mitbringen, um Kinder- und Jugendpsychiaterin zu werden? Für Bock, die vieles studiert und in mehreren Bereichen gearbeitet hat, sind Kreativität, Spontaneität und Flexibilität entscheidend. Gleichzeitig benötigt man eine gewisse innere Ruhe, Neugierde und Offenheit immer wieder, durchaus auch konfrontativ, über sich selbst nachzudenken, meint sie.

Mercedes Bock, Kinder- und Jugendpsychiaterin

Warum wir Dinge auch VERLERNEN müssen

Ein Essay von Anita Ruhm

Von klein auf beginnen wir zu lernen, durch eigene Erfahrung oder durch andere, die uns etwas beibringen. Es beginnt mit dem Krabbeln, Laufen lernen und mit dem Sprechen. Dann werden wir eingeschult, lernen zu lesen und zu rechnen und zu schreiben. Das sind ein paar grundlegende und offensichtliche Dinge, die wir in einem jungen Alter lernen und die uns ein Leben lang begleiten. Wir lernen aber auch weniger offensichtliche Dinge, wie zum Beispiel uns selbst anzuziehen, mit anderen Kindern zu spielen und kommunizieren, oder welches Essen uns gut schmeckt.

Später lernen wir vielleicht eine fremde Sprache, wie man ein Auto fährt oder eine Sportart. Egal in welchem Alter wir uns befinden, wir hören nie auf, etwas Neues zu lernen. Überleg mal: vielleicht hast du dir vor kurzem eine neue App heruntergeladen und kanntest dich im ersten Moment noch nicht aus, aber nach ein paar Minuten Orientierung wusstest du plötzlich wie du dich auf der App zurechtfinden kannst. Vielleicht hast du ein neues Rezept ausprobiert und hast jetzt gelernt, ein neues Gericht zu kochen. Oder du hast gerade gelernt, wie man die Miete richtig überweist.

Wie viel von dem was wir lernen, geschieht eigentlich „unabsichtlich“, unbewusst und prägt sich dennoch tief in unsere Psyche ein?

Anita Ruhm

Aufhören, etwas Neues zu lernen ist fast schon unmöglich. Wir lernen so unendlich viel, dass uns gar nicht bewusst ist, wie viel und was wir eigentlich lernen. Und genau hier ist der springende Punkt: Wie viel von dem was wir lernen, geschieht eigentlich „unabsichtlich“, unbewusst und prägt sich dennoch tief in unsere Psyche ein? Wir lernen nicht nur Fähigkeiten, sondern auch Verhaltensweisen, Gedanken oder Annahmen, die uns emotional ganz stark beeinflussen. Und gerade negative Eindrücke oder Erfahrungen prägen sich dabei am stärksten ein und verursachen, dass wir etwas negativ Gefärbtes lernen, wie eine Annahme über uns selbst oder über die Welt. Etwas, das vielleicht gar nicht stimmt und auch schwer richtigzustellen ist. In diesem Video unterscheide ich hier zwischen solchen Annahmen und Erfahrungen auf einer persönlichen und einer etwas größeren, sagen wir „kollektiven“ Ebene, die natürlich beide zusammenhängen und sich beeinflussen, etwas das wir auf kollektiver Ebene lernen, wird uns auch persönlich beeinflussen.

Persönliche Erfahrungen, die sich auf unser Leben auswirken können so entstehen: Stell dir ein Kind vor, das nur gelobt wird, wenn es gute Noten mit nach Hause bringt und dem von auf klein auf suggeriert wird, es muss Karriere machen und ganz viel Geld verdienen usw. Was passieren wird, ist dass dieses Kind lernt, den eigenen Selbstwert von Leistung abhängig zu machen und sich innerlich nur zufrieden fühlt, wenn es etwas geleistet hat. Ein Kind, das wegen seines Aussehens von Gleichaltrigen gemobbt wird, lernt irrtümlicherweise, dass es nicht schön ist, dass es „anders“ ist und nicht dazugehört. Eine Person, die als Kind von ihren Eltern im Stich gelassen wurde, könnte als Erwachsener lernen, sich nur auf sich selbst zu verlassen und wird vielleicht Probleme haben, sich auf Beziehungen einzulassen.

Auf kollektiver Ebene passiert so etwas auch

Seien es die Medien, die einem ständig makellose Menschen mit ihren scheinbar perfekten Leben vorführen und ein kaum erreichbares Schönheitsideal erzeugen oder völlig falsche Vorstellungen davon, wie ein realistisches Leben aussieht. Oder die unsichtbare Zeitleiste mit den Meilensteinen, die jede Person in einem gewissen Zeitraum erreichen muss. Sei es die Gesellschaft, die einem eine Norm zu fast allem aufdrängt und jeder Person, die davon abweicht, das Gefühl gibt, abnormal zu sein. Sei es die Kultur, die uns auf Trab hält und ständig sagt, schneller, besser, mehr, bis wir im Burnout landen.

Vieles was wir auf kollektiver Ebene lernen, ist eine vorgefertigte Meinung unserer Gesellschaft, Kultur oder der Medien oder von allem zusammen. Manches davon scheint aber in unseren Köpfen schon fast eingebrannt zu sein. Es erfordert Mut und Geduld, diese Gedanken zu hinterfragen und zu ändern.

Es ist schade, dass wir so viel über uns, andere, oder die Welt lernen, was negativ gefärbt ist oder was das Ergebnis einer schlechten Erfahrung oder ungünstigen Perspektive ist. Wenn jemand irrtümlich durch eine prägende Erfahrung gelernt hat, nicht „ok“ oder nicht liebenswert zu sein, kostet es doppelt so viel Anstrengung, diese Annahme zu VERLERNEN und sich dann klarzumachen, dass er okay ist. Doppelt so viel als wie, wenn er von Beginn an gelernt und gewusst hätte, dass er so wie er ist, in Ordnung ist.

Lernen zu verlernen

Genauso wie wir Mühe und Zeit darin investieren, Neues zu lernen, sollten wir unsere Aufmerksamkeit auf Dinge lenken, die wir loslassen und Verlernen müssen. Also das Beste, was wir tun können, ist, uns darüber klar zu werden, ob es in unseren Köpfen etwas gibt, das weder uns noch der Welt zum Besseren dient und wie wir es in eine günstigere Richtung ändern können

Hier sind einpaar Dinge die wir verlernen können und im Gegenzug neu lernen können:

  • Wir lernen, uns selbst bedingungslos zu lieben und zu akzeptieren. Wir verlernen, unser Selbstwertgefühl von äußeren Instanzen oder Bedingungen abhängig zu machen.
  • Wir lernen, anderen Menschen und uns selbst zu vergeben und versuchen, sie und uns selbst zu verstehen. Wir verlernen, zu grollen oder zu verurteilen.
  • Wir lernen, uns selbst als vollständige Menschen samt Stärken und Schwächen zu sehen. Wir verlernen, uns keine Fehler oder Schwächen zugestehen zu dürfen.
  • Wir lernen, autonome Menschen zu sein, die sich selbst glücklich machen dürfen. Wir verlernen, unser Glück abhängig von anderen Personen zu machen.
  • Wir lernen, auf unsere Bedürfnisse zu achten und uns zu geben, was wir brauchen.
  • Wir lernen, uns selbst und der Welt zu vertrauen, und darauf, dass wir auf unser Schicksal selbst Einfluss nehmen können. Wir verlernen, immer vom Schlechtesten auszugehen und davon, dass wir uns in einer „gefährlichen“ oder „harten“ Welt behaupten müssen.
  • Wir lernen, so unvoreingenommen wie möglich zu sein.
  • Wir lernen, uns ein eigenes Verständnis von Dingen zu machen und Dinge zu hinterfragen.
  • Wir lernen, mutig zu sein und unsere eigenen Wege zu gehen.
  • Wir verlernen, von uns und unserem Leben Perfektion zu erwarten und lernen, mögliches von unmöglichem unterscheiden zu können.
  • Wir lernen, dass vieles eine Frage der Perspektive ist und wir lernen, uns eigene Perspektiven und Meinungen anzueignen.

Download Essay “Warum wir Dinge auch VERLERNEN müssen”

gay and transgender pride flags waving on the sky

Psychische Gesundheit unter dem Regenbogen

Beitrag erschien ursprünglich in Lambda Nachrichten März 2021

Genau 50 Jahre ist es her, dass gleichgeschlechtliche Liebe in Österreich legalisiert wurde. Und eine ganze Menge hat sich seit 1971 verändert. Heute haben wir die Ehe für homosexuelle Paare, Antidiskriminierungsgesetze zumindest in der Arbeitswelt und trotz aller bestehender Probleme das grundsätzliche Recht auf einen dritten Geschlechtseintrag. Doch in einer wichtigen Frage ist leider noch bei weitem nicht so viel weitergegangen in den letzten 50 Jahren: Bei der psychischen Gesundheit der LGBTIQ-Community.

Als schwuler Mann erlebe ich selber Tag für Tag, was für ein immenses Stigma es auch heute noch gibt, wenn es darum geht, in unserer Community über psychische Gesundheit zu reden. Und obwohl es dazu bei weitem nicht genug Studien gibt, wissen wir, dass psychische Erkrankungen gerade für Schwule, Lesben, Bisexuelle und ganz besonders transidente und intergeschlechtliche Menschen noch immer ein riesiges Thema sind. Die Auswirkungen davon erleben wir in unserem Freundeskreis, bei unseren Bekannten und manchmal sogar in der eigenen Beziehung.

Mehr denn je geht es für alle von uns nicht nur darum, auf unsere eigene psychische Gesundheit zu achten, sondern auch andere in unserer Community zu unterstützen. Der beste und einfachste Weg dazu: Das offene, tabulose Gespräch starten und gemeinsam das Stigma rund um psychische Erkrankungen überwinden.

Ewald Lochner

Die Corona-Krise und damit die Lockdowns, das Fehlen von Safe Spaces und das Wegfallen von sozialen Kontakten … all das hat die Situation in den letzten Monaten noch akuter gemacht. Mehr denn je geht es für alle von uns nicht nur darum, auf unsere eigene psychische Gesundheit zu achten, sondern auch andere in unserer Community zu unterstützen. Der beste und einfachste Weg dazu: Das offene, tabulose Gespräch starten und gemeinsam das Stigma rund um psychische Erkrankungen überwinden.

Warum ist psychische Gesundheit so ein wichtiges Thema?

Angst, Stress und Ausgrenzung. All das erlebt unsere Community auch im Jahr 2021 und auch in einer Stadt wie Wien immer noch. Trotz aller Fortschritte, die wir gemacht haben, leben wir in einer Welt, die sich in weiten Teilen an heteronormativen Idealen orientiert. Auch wenn viele von uns inzwischen das Glück haben, in Familien aufzuwachsen, die ihre sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität akzeptieren und ein sicheres Umfeld bieten, erleben wir im Alltag noch immer Ausgrenzung oder Diskriminierung. Und allein die Angst davor – die Unsicherheit, wenn man die Hand der Freundin oder des Freundes in der Öffentlichkeit hält – führt zu immensem psychischen Druck. Andere erleben leider auch in ihrem engsten Umfeld auf schmerzhafte Weise, was es bedeutet, nicht als die Person akzeptiert zu werden, die man ist.

All das führt dazu, dass Menschen in der LGBTIQ-Community mit besonderen Belastungen konfrontiert sind, wenn es um ihre psychische Gesundheit geht. Der Begriff „Minderheitenstress“ beschreibt dieses Phänomen. Kurz gesagt geht es dabei um den alltäglichen Stress, den Gruppen wie unsere Community, die noch immer von Marginalisierung betroffen sind, erleben – bewusst oder unbewusst. Dazu gehören sowohl wirklich erlebte Diskriminierungen im persönlichen Leben als auch die Angst vor Ablehnung, blöden Kommentaren oder sogar Gewalterfahrungen. Das konstante „im Hinterkopf behalten“ der Möglichkeit, dass etwas aufgrund unserer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität passieren könnte, führt in vielen Fällen schlicht und einfach zu chronischen Stresserfahrungen, die unseren Alltag einschränken. Dazu kommen auch Phänomene innerhalb der eigenen Community, die Druck auf uns machen – von unrealistischen Körperidealen bis hin zu Rassismus, Sexismus und Transphobie auch in unseren eigenen Reihen.

Klar ist natürlich, dass jede* und jeder* von uns solche Erfahrungen ganz persönlich erlebt. Für viele ist das vor allem in einer weltoffenen Stadt wie Wien vielleicht kein großes Problem und sie denken gar nicht viel darüber nach, ob ihnen Ausgrenzungen widerfahren könnten. Und das ist eine gute Entwicklung. Nichtsdestotrotz sollten wir alle, egal wie sicher und „angekommen“ wir uns fühlen, von Zeit zu Zeit innehalten und darüber nachdenken, wie es uns geht. Denn das vorhandene Datenmaterial zeigt immer noch, dass unsere Community von psychischen und psychosozialen Problemen deutlich öfter betroffen ist, als die Gesamtbevölkerung.

In zahlreichen Fällen wirkt sich dieser Stress auf eine erhöhte Zahl von Depressivität oder Angststörungen, in besonders intensiven Fällen durch vermehrten Drogenkonsum oder Suizidalität. Eine US-Studie hat in diesem Zusammenhang  die Frage von Resilienz untersucht, also unsere Fähigkeit, mit all den beschriebenen Stressfaktoren umzugehen. (1) Die Forscher*innen haben gezeigt, dass gerade für junge Menschen in der LGBTIQ-Community der Stress durch Outing und die Beurteilung durch ihr Umfeld besonders häufig zu Depressionen und Angsterfahrungen führen kann. Klar geworden ist auch, dass Unterstützung aus der Community, Safe Spaces und sensibilisierte Personen im Bildungs- und Gesundheitswesen gerade für diese Gruppe einen enormen Unterschied machen– sowohl in Hinblick auf ihre psychische Gesundheit als auch auf ihren Alltag. Resilienz kann aufgebaut und gestärkt werden, Herausforderungen können zur Chance werden und damit eine Möglichkeit bieten, die eigene psychische Gesundheit auch als Erwachsene in den Fokus zu rücken.

Die Pandemie ist eine Herausforderung für alle von uns

Vor dem Hintergrund der alltäglichen Erfahrungen, die unsere Community seit Jahrzehnten begleiten, stellt die Corona-Pandemie seit fast einem Jahr natürlich eine ganz besondere Herausforderung dar. Lockdown und geschlossene Schulen, der Wegfall von Community-Treffpunkten, von Vereinszentren und Szene-Lokalen haben das Leben von vielen ordentlich eingeschränkt. Weltweit und auch in Österreich mussten vor allem junge, queere Menschen oft verstärkt Zeit in familiären Umfeldern verbringen, die nicht von Akzeptanz geprägt waren. Supportsysteme wie Jugendgruppen und Vereinsabende fielen weg oder verlagerten sich in den digitalen Raum. Unterstrichen wurde dieser besorgniserregende Befund schon im April 2020 von der Menschenrechtskommissarin der UNO, Michelle Bachelet, die vor den besonderen Auswirkungen der Corona-Krise auf die weltweite LGBTIQ-Community warnte.

Forscher*innen aus London sprechen in einer Befragung daher von einer „Krise der psychischen Gesundheit“ innerhalb unserer Community durch die Pandemie. (2) Allein das Verstecken der eigenen Geschlechtsidentität oder sexuellen Orientierung im Familienumfeld führe in vielen Fällen zu besonderem Stress. In der „Queerantäne-Studie“ berichten die Befragten von erlebter Homo- und Transphobie, depressiven Episoden und erhöhtem Gebrauch von Suchtmitteln.

Diese und andere Studien zeigen, dass unsere Community verstärkt unter einem Trend leidet, der die ganze Bevölkerung trifft – die besondere psychosoziale Belastung durch Pandemie und Lockdowns. In Wien haben wir mit einer Vorreiter-Studie schon im Frühjahr 2020 erhoben, dass ein Viertel der Wiener*innen durch die Pandemie eine spürbare Verschlechterung der eigenen psychischen Gesundheit erlebt hat. 40 Prozent der Befragten erlebten Ängstlichkeit und Lustlosigkeit, rund ein Drittel berichtete von Hoffnungslosigkeit und mehr als jede*r Zehnte musste schwere Konflikte im Familienumfeld mitmachen. Besonders betroffen von all dem sind Gruppen, die auch unter wirtschaftlicher Ungleichheit, Jobverlust und Druck am Arbeitsmarkt leiden. All diese Phänomene, das zeigen uns internationale Studien, treffen unsere Community in der Pandemie besonders stark.

Darüber reden hilft

Unter dem Motto „Darüber reden wir“ haben die Psychosozialen Dienste in Wien vor eineinhalb Jahren eine Kampagne gegen das Stigma rund um psychische Erkrankungen gestartet. Der Titel klingt simpel – gerade in der aktuellen Krise ist er aber die wichtigste Perspektive, wenn es um die psychische Gesundheit unter dem Regenbogen geht!

Der beste Start, um Stress und psychische Belastungen anzupacken, ist durch das offene, tabulose Gespräch – sowohl für uns selbst als auch für unsere Freund*innen. Nur indem wir in unserem Umfeld darüber sprechen, wie es uns geht, können wir verhindern, dass Probleme zu ausgewachsenen Krisen werden. Das bedeutet aber auch, um Hilfe zu fragen, wenn wir sie brauchen und Menschen in unserem Umfeld dabei zu unterstützen, wenn nötig Hilfsangebote anzunehmen.

Psychische Erkrankungen sind Krankheiten. Wenn wir sie ignorieren, können sie schlimmer oder sogar chronisch werden … so wie alle anderen Krankheiten auch. Wenn wir aber unser eigenes psychisches Wohlbefinden ernst nehmen, offen darüber reden und Unterstützung suchen, wenn wir sie brauchen, dann kann das unseren Alltag und unsere Leben zum Besseren verändern.

Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenhilfe der Stadt Wien

Studien:

Ein Brief an die Gesellschaft

Hallo Gesellschaft,

Ich hoffe ihr seid gesund. Wenn ihr ein bisschen Zeit habt, bitte hört mir mal zu.

Dieses Wort “Gesellschaft” ist ein komisches Ding. Man lernt sehr früh in der Schule, dass der Mensch, sowie viele andere Lebewesen, ein Gesellschaftswesen ist, dass die Gesellschaft, die vielen einzelnen Menschen zusammenhält und deren Überleben sichert… es sollte also etwas sehr positives und Wichtiges sein. Wieso hinterlässt dieses Wort dann so einen üblen Nachgeschmack, wieso jagt es einen Schaudern meinen Rücken runter?

Die Gesellschaft ist eine Ordnung oder Struktur, in die sich die Teilnehmer*innen nach einigen festgelegten, und noch viel mehr ungeschriebenen Regeln einfügen. Allen wird ein Wert zugeordnet, es wird beobachtet und geurteilt nach sozialem Geschick, Produktivität, Aussehen. Wer selbstsicher auftritt und spricht, wer viel Energie, Entschlossenheit und Tatkräftigkeit demonstriert, diese Person ist erfolgreich.

Was ist mit mir?

Ich bin autistisch und habe eine Angststörung.
Soziales Geschick habe ich nur sehr wenig. Ich würde zwar gerne kommunizieren und meine Welt mit anderen teilen, jedoch kommt es zu oft zu Missverständnissen, meine Empfindlichkeit auf Sinneseindrücke, meine unkonventionelle Bewegungen und Tonfall oder beschränktes Interessenbereich wird meinen Gesprächspartner lästig.
Produktivität? Manchmal ist es schon ein großer Sieg, dass ich aus meinem Bett gekrochen bin und die Haustiere gefüttert habe. Ich habe schon einige Male versucht, eine Ausbildung oder Studium zu absolvieren oder Arbeit zu verrichten, immer zum selben Ergebnis. Ich stoße auf Aufgaben, Erwartungen und Druck, die für andere als normaler Teil des Lebens gelten, für mich jedoch als unüberwindbare Hürden darstellen. Die Angst nimmt zu, lähmt mich, macht mich physisch krank. Der Auslöser wird verdrängt und mein Gehirn weigert sich, dessen Existenz anzuerkennen. So scheitere ich natürlich an der Aufgabe, erfülle die Erwartung nicht und kriege die angedrohten Konsequenzen.
Es ist geistestötend, dass alle meine Bemühungen, um irgendwie mitzuhalten, letztendlich bestraft werden. Auch wenn ich aufgebe, wird es bestraft mit Drohung von Armut, Hunger, Obdachlosigkeit.
Bin ich denn so viel weniger wertvoll?

„Nein nein, natürlich nicht, und was sagst du denn da überhaupt, deine Probleme sind doch gar nicht ernst. Du siehst echt normal aus, sogar vertrauenserweckend wenn du dich nicht so schlampig kleidest. Du musst dich nur ein bisschen zusammenreißen, dann wirst du sehen, du kannst alles schaffen was du möchtest.“

So oft höre ich diese Antwort. Es sagt mir, es wurde mir erneut nicht zugehört. Es sagt mir, ich bin nicht wertvoll, ich bin nur akzeptabel, wenn meine Schwierigkeiten hinter einem annähernd erwartungsgemäßen Aussehen verdrängt werden können.

Ich kann nicht mehr.
Ich kann nicht mehr verdrängen, ich kann nicht mehr vorgaukeln, dass alles in Ordnung ist.

„Stell dich nicht so an, du lebst doch in einer ziemlich privilegierten Situation, du hast doch bis jetzt keine Anzeichen von Probleme gezeigt, du brauchst keine Hilfe, du würdest nur den Platz von einen schwer kranken Menschen nehmen, du würdest deine Karrierechancen schaden, wenn jemand rausfindet dass du eine Therapie machst.“

Hallo Gesellschaft,

Ich hoffe ihr seid gesund. Wenn ihr ein bisschen Zeit habt, bitte hört mir mal zu.
Das ist mein einziger Wunsch.
Ich bin sicher, ich bin damit nicht alleine.

Es kann so ein großer Unterschied sein, zu hören: Ich verstehe, dass du Angst hast, dass du traurig bist, dass du überlastet bist. Ich finde dich wertvoll. Ich werde dir helfen, oder dich unterstützen, um angemessene Hilfe zu finden.

Das sollte die Funktion der Gesellschaft sein.

M.

Interview mit Lisa Kainzbauer

Ver-rückte Welt. Wie sich Schizophrenie anfühlt.

Von Lisa Kainzbauer und Brigitte Maresch  

Mit ihrem Buch, das im März 2021 erschienen ist, wollen die Autorinnen aufklären, das Stigma rund um psychische Erkrankungen, insbesondere Schizophrenie, aufbrechen. Die 208 Seiten enthalten bewegende Erzählungen von Erfahrungsexpert:innen, Angehörigen und Betreuenden. Zudem finden sich darin beeindruckende Fotografien und inszenierte Darstellungen, die die Symptomatik der Schizophrenie veranschaulichen und einen an der Erlebniswelt der Erkrankung teilhaben lassen.

Zum Buch: https://www.facultas.at/item/46375992  

Wieso ist es euch so wichtig, über psychische Gesundheit zu sprechen?

Lisa Kainzbauer: Die Stigmatisierung rund um diesen Themenkomplex ist leider nach wie vor groß. Immer wieder höre ich, wie es als Beschimpfung gemeint ist, wenn jemand als „schizophren“, „verrückt“ oder „wahnsinnig“ bezeichnet wird. Aber auch strukturelle Stigmatisierung ist ein großes Problem. Wer eine psychische Erkrankung hat, redet oft nicht darüber, schon gar nicht im Job. Hinzu kommt, dass Menschen mit psychischer Erkrankung häufig armutsgefährdet sind, sie sind tendenziell öfter im Krankenstand und das verträgt sich nicht mit einer Gesellschaft, in der es die oberste Prämisse ist zu „funktionieren“. Da hat das Thema „psychische Gesundheit“ wenig Platz.  

Wieso ausgerechnet Schizophrenie?

Lisa Kainzbauer: Meine Mutter hat Schizophrenie und ich habe eigentlich nie so wirklich verstanden, wie das für sie ist und was sie in ihrem Alltag wahrnimmt. Als ich klein war, waren ihre Psychosen noch nicht so ausgeprägt und haben nach außen eher wie depressive Phasen gewirkt. Als ich ca. 15 Jahre alt war, hörte meine Mutter aber auf, ihre Medikamente zu nehmen, was auch einen erheblichen Einfluss auf die Schwere ihres Krankheitsverlaufs und auch auf mein Leben mit ihr hatte. Ich erkannte sie plötzlich nicht wieder und konnte absolut nicht nachvollziehen, was da in ihr vorging. Im Zuge unserer Diplomarbeit für „die Graphische“ versuchten Brigitte Maresch und ich dann Antworten zu finden. Wir versuchten ein möglichst perspektivenreiches Bild zu erlangen, führten Interviews, lasen wissenschaftliche Literatur und bekamen immer mehr mögliche Antworten. Diese Einblicke waren dann auch die Basis für die Fotos und Illustrationen, die sich im Buch finden.  

Wer sind die Menschen, die in eurem Buch ihre Geschichten erzählen?

Die Menschen in unserem Buch haben alle selbst in irgendeiner Form Erfahrungen mit Schizophrenie. Entweder sind sie selbst durch eine Diagnose betroffen, sind Angehörige oder Betreuende. Sie alle haben sehr unterschiedliche Standpunkte und Erfahrungen, die sich nur teilweise miteinander decken und gut zeigen, wie unterschiedliche jede Geschichte, jede Perspektive und jede Erfahrung mit einer Erkrankung aus dem schizophrenen Formenkreis ist.  

Wie verbindest du Fotografie mit dem Thema?

Fotografie ist mein Medium um mich als Künstlerin auszudrücken. Das ist für diese Thematik gar nicht so einfach, denn es fallen akustische Elemente weg, die für die Erkrankung doch häufig Relevanz besitzen. Das hat mich oft herausgefordert, andere Wege zu finden um den Zuseher:innen dennoch die Möglichkeit zu geben, in eine unbekannte Welt einzutauchen. Das Ziel der Fotografien im Buch ist es, Eindrücke zu verstärken oder zusätzliche Impressionen zu erzeugen, die vielleicht durch die bloßen Worte ausbleiben würden.  

Was hofft ihr, mit der dem Buch zu bewirken?

Wir wollen eine neue Perspektive zur Diskussion beitragen. Es gibt viel wissenschaftliche Literatur, in der Professionist:innen schildern, wodurch sich Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis auszeichnen. Diese Schilderungen sind durchaus wichtig. Ich habe aber immer Einblicke vermisst, die mich auch auf emotionaler Ebene verstehen lassen, was da in meiner Mutter vorgeht und mich auch ein wenig darauf vorbereiten, was es abseits der theoretischen Seite zu wissen gibt. Es wäre schön, wenn auch außenstehende Personen durch das Buch einen besseren Einblick in diesen Themenkomplex erlangen. Außerdem wäre es wunderbar, wenn Menschen, die mit dieser Erkrankung konfrontiert sind, mehr respektiert werden. Das Leben mit Schizophrenie kann sowohl für die Betroffenen als auch die Angehörigen eine unglaubliche Herausforderung sein. Nicht darüber reden zu dürfen aus Angst, diskriminiert zu werden, ist nicht in Ordnung.  

“Ich habe aber immer Einblicke vermisst, die mich auch auf emotionaler Ebene verstehen lassen, was da in meiner Mutter vorgeht und mich auch ein wenig darauf vorbereiten, was es abseits der theoretischen Seite zu wissen gibt.”

Was ärgert dich denn besonders, wenn es ums Thema psychische Erkrankung geht?

Lisa Kainzbauer: Am meisten ärgert es mich, wie viel Kraft es generell aber auch mich persönlich kostet, Menschen aufzuklären. Es ärgert mich, wenn jemand auf der Straße an mir vorbeiläuft und widersprüchliches Verhalten eines Menschen fälschlicherweise als „schizophren“ bezeichnet. Es regt mich auf, wenn ich Filme sehe, in denen das Krankheitsbild überdramatisiert und völlig verzerrt dargestellt wird. Das schürt Angst und das aus den Köpfen der Menschen wieder heraus zu bekommen ist ein Kraftakt. Menschen, die sich ohnedies für die Thematik interessieren, sind leichter zu erreichen, aber jene, die sich nicht aktiv über Themen wie „psychische Gesundheit“ informieren, erreicht man nur schwer und so kann der Stigmatisierung leider nur schwer entgegengewirkt werden.  

Was wünscht du dir von der Gesellschaft?

Lisa Kainzbauer: Meine Wünsche richten sich vor allem an die Politik: Ich möchte, dass Menschen mit psychischer Erkrankung in einem gesicherten Rahmen Beschäftigungen nachgehen können und nicht an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Ich wünsche mir, dass es großflächige staatlich geförderte Aufklärungskampagnen gibt. Ich will, dass Psychotherapie ausnahmslos von der Krankenkasse gezahlt wird. Wenn all das passiert, denke ich, dass viel leichter eine positive öffentliche Diskussion stattfinden kann. So kann die Gesellschaft auch die Chance bekommen, aus diesen Maßnahmen zu lernen. Solange wir uns aber im selben Rad bewegen, ist es schwierig neue Wege zu gehen.

Ich bin mehr als meine psychische Erkrankung

Depression, Angsterkrankung oder Schizophrenie – psychische Erkrankungen haben großen Einfluss auf das Leben von Betroffenen, aber auch auf ihre Familien, ihre Freund*innen und ihr ganzes Umfeld.

Menschen, die davon betroffen sind, sind aber mehr als ihre psychischen Erkrankungen: Wir sind Schüler*innen, Studierende, Mamas & Papas, Omas & Opas, Arbeitskolleg*innen, Partner*innen, Aktivitist*innen, Sportler*innen, Künstler*innen und vieles mehr.

Um darauf aufmerksam zu machen, sind ab heute unsere Plakate auch wieder überall in Wien für 2 Wochen zu sehen. Wenn ihr ein Plakat seht, schickt uns doch ein Foto oder markiert uns @darueberredenwir auf Facebook & Instagram.

Ich bin mehr als meine Angsterkrankung
Ich bin mehr als meine Depression
Ich bin mehr als meine Schizophrenie