Meine Oma hat Demenz. Es hat vor einigen Jahren begonnen, dass sie auffällig vergesslich geworden ist. Wir haben es zuerst einfacher Altersvergesslichkeit zugeschrieben, dass sie die Namen ihrer Nachbarn vergessen hat oder ihr Telefon in den Kühlschrank gelegt und nicht mehr wieder gefunden hat.
Doch als sie begonnen hat, meine Mutter und meinen Onkel täglich mehrmals anzurufen, um zu fragen wie spät es ist, fingen wir an, uns Sorgen zu machen. Meine Mutter hat dann einen Termin beim Arzt für sie ausgemacht.
Sie hat dem Psychiater ganze Passagen aus ihrem Lieblings-Theaterstück zitieren können und kreative Erklärungen dafür gefunden, warum sie sich an die Namen ihrer Enkel nicht mehr erinnern kann. Der Gedächtnistest hat trotzdem ergeben, dass sie an Alzheimerdemenz leidet.
Oma hat dann Medikamente verschrieben bekommen, die das Fortschreiten ihrer Demenz hemmen sollten. Ihr Erinnerungsvermögen hat sich zwar nicht merklich verbessert, aber es ist bis jetzt auch nicht schlechter geworden. So kann sie momentan noch halbwegs selbstständig in einer betreuten Wohnanlage leben.
Für meine Mutter ist es eine sehr belastende Situation. Sie merkt besonders, wie sich ihre Persönlichkeit über die Jahre immer mehr verändert hat und es schmerzt sie, dass sich Oma kaum mehr an ihren verstorbenen Mann, unseren Opa, erinnern kann.
Mama nimmt jetzt auch selbst therapeutische Hilfe in Anspruch, um mit der Situation fertig zu werden. Sie hat dort auch gelernt, wie man am besten mit Demenz-Erkrankten umgeht. Wir versuchen Oma so gut es geht zu unterstützen und sie nicht dauernd auf ihre Defizite aufmerksam zu machen. Diese Erzählung ist verschiedenen Berichten von Angehörigen nachempfunden. Demenzielle Erkrankungen werden zu Beginn oft mit Altersvergesslichkeit verwechselt. Da diese Erkrankungen leider nicht komplett geheilt werden können, aber ihr Verlauf beeinflusst werden kann, ist es wichtig, so früh wie möglich Hilfe in Anspruch zu nehmen.