Ein ungewöhnlicher Werdegang

Von der Betriebswirtschaftslehre über die Mathematik zur Kinder- und Jugendpsychiatrie

Mercedes Bock ist Kinder-und Jugendpsychiaterin. Sie hat Humanmedizin studiert und sich auf das Fach Kinder- und Jugendpsychiatrie spezialisiert. Heute arbeitet sie am Kinder- und Jugendpsychiatrischen Ambulatorium mit Tagesklinik in der Kölblgasse im 3. Bezirk in Wien. Sie ist aber auch studierte Betriebswirtin, Psychologin und Mathematikerin. Und hat eine Psychotherapieausbildung.

Warum hat sie sich schlussendlich für die Kinder- und Jugendpsychiatrie entschieden? „Ich habe zunächst Internationale Betriebswirtschaftslehre studiert und auch in diesem Bereich gearbeitet. All das war allerdings an einem wesentlichen Interesse –  dem Verstehen und Unterstützen von Menschen in ihren unterschiedlichen Lebenswelten und Lebensherausforderungen – vorbei. So habe ich mich mit Mitte 20 gezielt für ein Medizinstudium entschieden, um Kinder- und Jugendpsychiaterin zu werden. Wenn ich so zurückschaue, würde ich diese Entscheidung genauso wieder treffen“, sagt sie heute.

Beitrag zur Entstigmatisierung

Bei ihrer Tätigkeit liebt sie die Spannung und Abwechslung. „Es geht um die Gestaltung eines gemeinsamen Prozesses mit Kindern und Jugendlichen, aber auch deren Umfeld, und das in Zusammenarbeit mit verschiedenen Berufsgruppen. In unserem Fach gibt es sehr viele Möglichkeiten an innovativen Konzepten mitzuarbeiten und diese weiter zu entwickeln.“ Sie sieht es aber auch als eine ihrer Aufgaben, einen Beitrag zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen zu leisten, denn diese sei weiterhin sehr hoch. „Das spiegelt sich in festgefahrenen Meinungen, aber auch in entwertenden Ratschlägen an Kinder und Jugendliche wider (zB „lass den Blödsinn sein“, oder „streng dich mehr an“)“, stellt sie fest.

Hohe emotionale Anforderungen

Wird sie nach den größten Herausforderungen gefragt, fallen ihr zunächst die hohen emotionalen Anforderungen ein. Wie auch in vielen anderen Berufen im Gesundheits- und Sozialbereich, sind auch im Umfeld der Kinder- und Jugendpsychiatrie überwiegend Frauen tätig, die oftmals auch in ihrem persönlichen und außerberuflichen Umfeld intensive Leistungen erbringen müssen. Die Koordination im multiprofessionellen Team und die Kooperationen im Umfeld der Patient*innen bezeichnet Bock als eine der schönsten Facetten des Berufs, gleichzeitig aber auch als eine sehr herausfordernde, gerade auch logistisch.

Was muss man eigentlich mitbringen, um Kinder- und Jugendpsychiaterin zu werden? Für Bock, die vieles studiert und in mehreren Bereichen gearbeitet hat, sind Kreativität, Spontaneität und Flexibilität entscheidend. Gleichzeitig benötigt man eine gewisse innere Ruhe, Neugierde und Offenheit immer wieder, durchaus auch konfrontativ, über sich selbst nachzudenken, meint sie.

Mercedes Bock, Kinder- und Jugendpsychiaterin