Ein langer, aber lohnender Weg

„Das zentrale Anliegen ist, Menschen in seelischer Not Halt und Hoffnung zu vermitteln.“

Kinder-und Jugendpsychiater*in zu sein, bedeutet eine große Verantwortung auf sich zu nehmen. Und es bedeutet, eine fundierte Ausbildung hinter sich zu bringen. Im Fall von Dr. Christian Scharinger ist dies eine Dauer von insgesamt elf Jahren nach Abschluss des Medizinstudiums, die aber „im Rückblick schnell verflogen sind“, wie er sagt. Derzeit ist er Assistenzarzt an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Medizinischen Universität Wien.

Schon während der Studien der Humanmedizin und der Psychologie habe er sich für das Fach Psychiatrie interessiert und viele Lehrveranstaltungen in diesem Bereich besucht, berichtet er. Bis zur Tätigkeit in der Kinder- und Jugendpsychiatrie dauerte es dennoch eine ganze Weile. Dr. Scharinger begann eine Psychotherapieausbildung und forschte im Feld der Psychiatrie. Nach dem Medizinstudium begann die sechsjährige Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin. Nach dem Abschluss begann die wiederum etwas mehr als fünf Jahre dauernde Ausbildung zum Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, in der selbstverständlich von Beginn an bereits mit Patient*innen gearbeitet wird.

Nach einer Krise wieder Sinn und Freude am Leben finden

Ausschlaggebend für die Wahl dieses doch langwierigen Berufsweges sei das „Interesse für die frühen Phasen von psychischen Erkrankungen“ gewesen, sagt er. „Den Bereich der Früherkennung und Frühintervention bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie deren Familien finde ich besonders faszinierend und herausfordernd.“

Der Lohn für die Anstrengungen während der Ausbildung liegt darin, „wenn junge Menschen nach Krisen wieder Sinn und Freude am Leben finden und ihr Herz wieder an etwas oder jemanden hängen können“, betont er. Sich auf junge Menschen einlassen zu können ist mindestens ebenso wichtig, wie die medizinische Seite des Berufs. Die zentrale Aufgabe sei es, Menschen in seelischer Not Halt und Hoffnung zu vermitteln.

Teamplayer

„Kinder und Jugendpsychiatrie ist ein Fach für Teamplayer. Unsere Arbeit findet in der Zusammenarbeit von vielen Berufsgruppen statt, die jeweils unterschiedliche professionelle Blicke auf Kinder und Jugendliche richten.“ Neben dem medizinisch-diagnostischen Blick der Kinder- und Jugendpsychiater*innen wird das System Familie durch die Zusammenarbeit mit Gesundheits- und Krankenpflege, der klinischen Psychologie, Ergotherapie, Logopädie, Sozialpädagogik, klinischer Sozialarbeit, Physiotherapie, Musiktherapie, Sonder-Heilpädagogik und den vielfältigen Methoden der Psychotherapie ganzheitlich betrachtet.

“Unsere Arbeit findet in der Zusammenarbeit von vielen Berufsgruppen statt, die jeweils unterschiedliche professionelle Blicke auf Kinder und Jugendliche richten.”

Als größte Herausforderung bezeichnet Scharinger den Faktor Zeit. „Häufig kommt es erst dann zu einer ersten Kontaktaufnahme mit einer kinder- und jugendpsychiatrischen Abteilung, wenn sich Probleme schon über einen längeren Zeitraum entwickelt haben und sich die Situation sehr zugespitzt hat. Es ist oft eine sehr große Herausforderung, in einer solchen Situation eine schrittweise Lösung und Verbesserung gemeinsam mit dem Kind und seiner Familie zu erarbeiten“, so der Kinder-und Jugendpsychiater.

Wunsch

Wünschen würde er sich, dass es ein breiteres Angebot für Familien mit Kindern und Jugendlichen in Krisen gibt, „damit diese bereits früher Unterstützung annehmen können.“