Meine Erfahrungen mit Borderline und Depressionen

Mein Name ist Michaela Fink und ich leide bereits mehr als mein halbes Leben an einigen psychischen Erkrankungen.

Die wohl augenscheinlichste Diagnose ist meine Borderline-Persönlichkeitsstörung. Sie ist gekennzeichnet durch ein regelmäßiges auf und ab an Gefühlen und einem starken „Schwarz-Weiß“ – Bild. Das heißt ich nehme die meisten Begegnungen, Personen etc. entweder als gut, schön oder als böse, bedrohlich wahr. Eine Graustufung existiert nur selten.

Dazu kommt provokatives und manipulatives Verhalten hinzu. Aber ich bin keine „typische Borderlinerin“ – sofern man von so etwas überhaupt sprechen kann.

Ich schneide und ritze mich kaum, dafür schlage ich öfters meinen Kopf gegen die Wand – aber mir geht es eher mehr darum zu provozieren als mich zu verletzen.

Meine Depressionen können sehr schwer und herausfordernd sein. Für Außenstehende ist es schwierig nachzuvollziehen, wie man so überhaupt keinen Antrieb haben kann.

Ich kam manchmal wochenlang nicht aus meinem Zimmer, schlief viel und war völlig kraftlos. Nicht mal das Haarewaschen oder Zähneputzen schaffte ich in solchen Momenten und jede Kleinigkeit brachte mich zum Heulen.

Schon früh kam ich in Kontakt mit der Psychiatrie. Mir wurden Medikamente verschrieben, von denen ich mit meinen damals 16 Jahren überhaupt keine Ahnung hatte. Ich schluckte sie einfach und bemerkte, dass ich immer mehr davon brauchte, um schlafen zu können.

Schnell geriet ich in eine Abhängigkeit von Beruhigungsmittel, mit der ich bis heute zu kämpfen habe.

Die ganze Symptomatik dürfte auf meine Kindheit zurückzuführen sein, da ich in dieser Zeit kaum „Liebe“ erhalten hatte.  -geschweige denn Umarmungen und sonstige Berührungen.

Ich bin im Burgenland geboren und zog nach meiner (ausgezeichneten) Matura nach Graz um meinen Traum vom Medizinstudium Wirklichkeit werden zu lassen. Ich ging schon immer offen mit meiner Erkrankung um und mein Ziel war und ist es eines Tages Menschen, die Ähnliches durchmachen helfen zu können. Dabei bemühe ich mich sehr dieses Thema zu enttabuisieren. Einen Teil trage ich dazu bei in dem ich einen Blog auf Facebook schreibe (Michaela Fink – Der Blog über mein Leben mit psychischer Erkrankung) – ich freue mich natürlich über jeden Besuch meiner Seite. https://www.facebook.com/MichaelaFinkBlog

Mein Bruder verstarb leider mit 17 Jahren und mir kamen Zweifel, ob das Medizinstudium wirklich das Richtige für mich ist. Ich habe dann eine Zeitlang wieder zu Hause gewohnt und bin arbeiten gegangen. Ich merkte bald, dass das nicht der Sinn meines Lebens sein kann und ich nicht im Handel arbeiten möchte. Daneben standen zahlreiche Krankenstände und so wurde ich gekündigt.

2017 kam dann ein entscheidender Wendepunkt, wo ich mich entschied wieder ein Studium aufzunehmen. Ich übersiedelte nach Wien und fühle mich erstmals wie zu Hause. Ich scheine angekommen zu sein.

Ich studiere jetzt Psychologie und möchte dann auch mein Medizinstudium weiterbetreiben.

Meine Intelligenz und insbesondere Selbstreflektiertheit sind meine großen „Ressourcen“, die ich im „Kampf“ gegen diese Erkrankungen besitze.

Natürlich kam es auch in Wien zu weiteren Psychiatrieaufenthalten. Aber ich scheine die richtigen Menschen gefunden zu haben, die mir wirklich helfen können. Eine größere Krise gab es schon länger nicht. Ich lebe mit einer konstanten Medikamenteneinstellung, die nun endlich für mich passt.

Ich konnte mir in einigen Psychotherapiesitzungen klar werden, welche „Trigger“ mich zu krankhaften Verhalten „veranlassen“ und dass so viele Ursachen in meiner Kindheit zu finden sind.

Es wird eine große Aufgabe sein, diese Erlebnisse aufzuarbeiten.

Michaela Fink (34)