Meine Erfahrungen mit postnataler Depression

Nach der Geburt meines ersten Kindes bin ich an postnataler Depression erkrankt. Meine Mutter hat damals gemeint: „Das liegt an der Hormonumstellung nach der Geburt, das geht ganz schnell vorbei.“ Damit hatte sie leider nicht Recht. 

Postnatale Depression kann vielerlei Ursachen haben: Psychische Erkrankungen vor der Schwangerschaft, ein einschneidendes Erlebnis, Komplikationen bei der Schwangerschaft und vieles mehr. In meinem Fall waren es Geldsorgen und Stress. Mein Mann und ich betreiben ein Unternehmen – während meiner Schwangerschaft haben sich damit Probleme ergeben, die uns sehr zu schaffen machten. 

In der ersten Zeit nach der Geburt meiner Tochter fühlte ich mich nicht wohl zu Hause, nichts war so wie vorher. Die Mutterrolle war für mich ungewohnt und mein Tagesrhythmus hatte sich komplett geändert. Mein Mann versuchte mich zwar zu unterstützen, doch ich fühlte mich trotzdem alleingelassen. In dieser Zeit fühlte ich mich einfach fehl am Platz und überfordert.

Psychisch ging es mir zunehmend schlechter. Viele Abende weinte ich mich in den Schlaf um dann kurz darauf wieder vom Geschrei meines Babys geweckt zu werden. „Ich habe keine echten Muttergefühle“ Der schreckliche Gedanke ließ mich einfach nicht mehr los und löste unglaubliche Schuldgefühle in mir aus. Ich vermutete zwar, dass ich an postnataler Depression litt, doch ich wollte damit nicht zum Arzt gehen, weil ich der Meinung war, dass niemand außer ich selbst an meiner Situation etwas ändern könnte. 

Es dauerte fast ein halbes Jahr bis es mir besser ging und ich mich in der Mutterrolle 

schließlich richtig aufgehen konnte. Erst bei der Geburtsvorbereitung zu meinem zweiten Kind habe ich mit meiner Hebamme über meine damalige Situation gesprochen und mehr über PND erfahren. Etwa jede 7. Mutter in Österreich leidet an postnataler Depression und ist wie andere Formen von Depression gut behandelbar. 

Ich würde mir wünschen, dass hier viel mehr aufgeklärt wird und informiert wird. Aber vor allem wäre es wichtig, hier ein Bewusstsein zu schaffen, dass wir nicht perfekt funktionieren müssen. Als werdende Mutter hat man oft den Anspruch alles perfekt machen zu wollen – vor allem bei meiner ersten Tochter ging es mir so – und der Anspruch wird einem auch oft vom Umfeld so vorgegeben. Es wäre wichtig, dass es hier ein Umdenken gibt, dass Eltern und wir alle im Grunde nicht funktionieren müssen, sondern dass wir auch Probleme haben dürfen und um Hilfe fragen dürfen ohne sich gleich als Versagerin oder unfähige Mutter zu fühlen. Es braucht viel Kraft, um nach Hilfe zu fragen – deshalb sollten wir  alle gemeinsam versuchen, das zu erleichtern und zu fördern. Es ist ja nichts Schlimmes, sondern zutiefst Menschliches.