“Aber hey: Ich bin die GÖTTIN DER WELT …”

Nicole ist 38 Jahre alt und lebt in Wien. Sie engagiert sich in verschiedenen Kontexten für die Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen. Sie selbst ist Erfahrungsexpertin und betreibt den Podcast „Crazy Turn – Ich bin bipolar“. Sie hat mit uns über ihr Leben und ihre Krankheit gesprochen.

Wann hast du deine Diagnose erhalten? 

Ich hatte mit 18 Jahren meine erste sehr schwergradige Depression und die darauffolgende Manie mit 19 Jahren. Also habe ich 2001 meine Diagnose zu Bipolarität bekommen.

Warst du davor in Behandlung?

Nein gar nicht.

Was ist Borderline? Wie fühlt sich das an? 

Ich habe nur latente Borderline-Störung und instabile Persönlichkeitsstörung. Meine Hauptdiagnose ist jedoch die Bipolarität. Ich bin also manisch depressiv. 

Wie würdest du die Erkrankung beschreiben?

Sehr anstrengend und nerven- und kräftezerrend, aber auch durchaus interessant und sogar abwechslungsreich.

Was hat sich dadurch verändert? Wie war dein Leben davor?

Mein Leben war ganz “normal”. Ich war eine aufgeweckte, lebensfrohe, soziale und kontaktfreudige Nicky 😉 Deshalb war die erste schwere Depression mit 18 Jahren so ein großer Schock für mich.

Wie fühlt sich eine Manie an? 

“großartig” … das ist natürlich die verzerrte Wahrnehmung, die ich während einer manischen Zeit habe. Alles geht. Ich bin schön produktiv, ideenreich mit vielen Einfällen, mit viel Energie und Tatendrang.

In Wahrheit ist es Raubbau am eigenen Körper … durch Schlafentzug, ungesunde Gewohnheiten und Risikoverhalten – bei mir beispielsweise durch immenses Geld-Ausgeben, obwohl ich keines habe, was zu Schulden bei kaum einem Einkommen führt. Ich bin besserwisserisch, verbal aggressiv, streitsüchtig, stur, unreflektiert und unbelehrbar. Ich bin für niemanden “erreichbar”, nicht einmal für meine Familie oder sogar Therapeuten. 

Aber hey: Ich bin die GÖTTIN DER WELT!

Top motiviert zu sein, klingt im ersten Moment doch recht gut: Warum sollte das behandelt werden?

Weil die Manie Leben und Existenzen zerstört!

Vor welchen Herausforderungen stehst du im Alltag?

Es ist wichtige, eine Tagesstruktur zu halten, vor allem in der Depression. In der Manie überfordert mich mein Tatendrang. Mein Kalender ist übervoll und ich kann gar nicht alles einhalten, was ich mir vornehme. Und konkret seit August 2021 gibt es für mich ein Novum: RAPID CYCLING … also alle 3-4 Wochen eine andere Episode. Das ist sehr kräftezerrend und nicht einmal mein Psychiater vom PSD-Wien kann mich medikamentös adäquat einstellen. Einzig positives am Rapid Cycling ist, dass die kurven flacher geworden sind. Es sind also alle Episoden nicht mehr so intensiv ausgeprägt sind. 

Was hilft dir am meisten? 

Stabile Beziehungen zu Freund:innen und Familie. Und meine Tagesstruktur.


Mehr über Nicole’s Podcast erfahrt ihr hier:

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