Mein Name ist Oliver, ich bin 43 Jahre alt und arbeite als Lehrer in einer NMS. Dieses Jahr ist für mich und meine Familie alles andere als leicht. Durch die Covid-19 Pandemie und den Lockdown ist unser Leben um einiges stressiger und sorgenerfüllter geworden.
Mein Vater ist 78 Jahre alt und leidet an Demenz. Durch den Ausbruch der Pandemie haben wie die Pflegeunterstützung verloren und wir kümmern uns jetzt selbst um ihn.
Papa kann sich zwar grundsätzlich selbst versorgen, aber ich muss jeden Tag zu ihm fahren und ihn mit Hausarbeit, Einkauf, und Organisation der Medikamente unterstützen. Die Autofahrt hin und zurück dauert jeweils eine halbe Stunde. Wir haben ihm angeboten, bei uns einzuziehen, zumindest für die Dauer der Pandemie, aber Papa möchte das nicht. Aufgrund seiner Demenz ist er darauf angewiesen, dass er sich dort, wo er wohnt, auch gut auskennt. Er lebt seit seiner Kindheit in diesem Haus und möchte es unter keinen Umständen verlassen. Das verstehe und respektiere ich auch, trotzdem ist es wirklich schwer zu managen.
Zwischen Job, meiner Familie und der Pflege meines Vaters bleibt kaum mehr Zeit zum Durchatmen. Auch meine Frau arbeitet Vollzeit im Home-Office und versucht dabei noch unsere Kinder beim Lernen zu unterstützen. Wir haben beide unsere Kapazitäten erreicht und funktionieren nur noch – von Weihnachtsstimmung keine Spur.
Hinzu kommt die andauernde Sorge, Papa mit Covid anzustecken. Ich weiß nicht, ob er die Krankheit überstehen würde. Meine Familie und ich sind deshalb extrem vorsichtig, um ihn nicht anzustecken. Papa fragt manchmal, warum ihn seine Enkerl oder die Nachbarn nicht mehr besuchen kommen. Mehr als ein paar freundliche Worte über den Zaun sind zur Zeit einfach nicht drin. Ich merke, dass er menschlichen Kontakt vermisst und wirklich traurig darüber ist. Das ist für uns alle belastend.
Ich habe jetzt Hilfsangebote recherchiert, und wenn alles gut läuft, bekommen wir wieder eine Pflegerin zur Verfügung gestellt. Das würde unsere Situation schon mal um einiges erleichtern. Und ab und zu, wenn alles zu viel wird, rufe ich einen Freund an und erzähle ihm, was grade so los ist. Er hört mir dann zu und ich merke, dass es gut tut, einfach alles rauszulassen.
Ich weiß, dass sich gerade viele Familien in einer ähnlichen Situation befinden. Ich kann nur empfehlen, sich trotz der erschwerten Bedingungen gegenseitig so gut es geht zu unterstützen und nicht zu zögern Hilfsangebote anzunehmen.