“Ich habe mich immer gefragt: Warum beschäftigt es andere so sehr, in welcher Identität ich mich wohl fühle? Und was rechtfertigt es, mir mit so viel Hass zu begegnen?”
Alex ist als Alexander zur Welt gekommen, hat aber schon früh gemerkt, dass sie sich in einem männlichen Körper nicht wohlfühlt. “Ich habe meine Schwester immer beneidet, dass sie lange Haare haben und Kleider tragen durfte.”
Schon im Teenager-Alter war sich Alex sicher, ein Mädchen zu sein. Später haben auch ihre Eltern einer Hormon-Therapie zugestimmt. Auf diesem Weg wurde sie auch therapeutisch und medizinisch begleitet. Für ihre direkte Familie war Alex’ Entwicklung kein Problem. “Meine Mutter hat mir mal gesagt, dass es für sie gar keine Überraschung war und sie es immer schon irgendwie gewusst hat.” Doch im erweiterten Verwandtenkreis, in der Nachbarschaft und in der Schule hatte Alex mit teilweise schweren Anfeindungen zu kämpfen.
“Es war ein täglicher Albtraum, in die Schule gehen zu müssen. Ich wurde schlimm gemobbt und ausgegrenzt. Meine Mutter hat mehrmals mit dem Klassenvorstand gesprochen. Die LehrerInnen haben dann zwar vermehrt darauf geachtet, aber es hat fast keinen Unterschied gemacht. Das war eine wirklich schwierige Zeit für mich.”
Nach einem Schulwechsel hat sich die Situation etwas gebessert, doch Alex konnte es nicht erwarten aus ihrer alten Umgebung auszubrechen und ist nach der Matura nach Wien gezogen.
Während dem Studium hat Alex gemerkt, dass es ihr trotzdem nicht gut ging. “Ich habe mich wirklich wohl gefühlt in der WG und mit meinem Studium. Aber irgendwie konnte ich trotzdem keine wirkliche Motivation aufbringen. Ich war andauernd nervös oder traurig und hatte Konzentrationsschwierigkeiten. Dann kamen nachts die Panikattacken dazu. Meine Freunde haben mir dann geraten, mich ärztlich beraten zu lassen.”
Alex wurde mit Posttraumatischer Belastungsstörung diagnostiziert. Sie befindet sich in Gesprächstherapie und macht gute Fortschritte.
Die Therapie hat ihr geholfen, mit ihrer Depression und ihren Konzentrationsproblemen besser umgehen zu können. “Meine Therapeutin hat mich dabei unterstützt, das Trauma als Teil meiner Geschichte anzuerkennen und mit Mut in meinen neuen Lebensabschnitt zu starten.”
“So viele Mitglieder der LGBTIQ+ Community werden Opfer von Anfeindungen und Ausgrenzung – durch ihr Umfeld oder manchmal sogar durch ihre Familie. Das kann man nicht so leicht wegstecken, so eine Erfahrung hinterlässt Spuren. Daher finde ich es wichtig, mit anderen darüber in den Dialog zu treten und so ein Stück weit zur Normalisierung und Akzeptanz beizutragen.”
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