Alkohol zu trinken gehört in Österreich schon fast zum guten Ton. Das Glas Sekt zum Anstoßen, das Glas Wein beim Abendessen, das Feierabendbier oder das Verdauungsschnapserl – es gibt fast keinen gesellschaftlichen Anlass, ohne dazugehörigem alkoholischen Getränk. Viele vergessen daher, dass Alkohol kein Genussmittel ist, sondern süchtig machen kann. Dann wird Alkohol nicht mehr in Maßen zu bestimmten Anlässen getrunken, sondern als Mittel gegen Stress, Sorgen oder Langeweile eingesetzt. Alkoholabhängige haben Schwierigkeiten auf Alkohol zu verzichten, der Drang den nächsten Schluck zu nehmen, beschäftigt sie in jeder freien Minute.
Auf der Website der Initiative Dialogwoche Alkohol berichten Menschen ihre Erfahrungen mit Alkoholsucht. Denn wie eine Teilnehmerin so treffend formuliert „teilen ist heilen“. Auch Gerhard aus Oberösterreich erzählt, wie sich sein Alkoholkonsum wie in einer Spirale immer mehr erhöht hat: „Durch Überlastung und Schlafprobleme begann ich wieder große Mengen zu trinken… Nach zehn Jahren in dieser Firma kündigte ich und war ab dieser Zeit täglich stark betrunken und fix und fertig. Nach einem halben Jahr wurde dieser Zustand durch einen Krankenhausaufenthalt (unfreiwillig) beendet, ein Arzt überzeugte mich eine Entwöhnung zu versuchen (…). Ich war über fünfundzwanzig Jahre dem Alkohol verfallen – heute bin ich 64 Jahre alt und seit 21 Jahren trocken!“
Woran erkennt man eine Alkoholsucht?
Dadurch, dass Trinken in unserer Gesellschaft alltäglich ist, ist es manchmal schwierig die Grenze zur Abhängigkeit zu erkennen. Grundsätzliche Anzeichen sind der starke Wunsch, Alkohol zu trinken, dabei Schwierigkeiten das zu kontrollieren und schädliche Folgen. Ein Alarmzeichen ist jedenfalls, wenn dem Alkoholkonsum gegenüber anderen Aktivitäten und Verpflichtungen der Vorrang gegeben wird. Oft kommt es zu einer Toleranzerhöhung, also man verträgt mehr. Spätestens bei körperlichen Entzugserscheinungen sollte der Gang zu einer Beratungsstelle der nächste Schritt sein.
In Österreich werden 370.000 Menschen als alkoholabhängig eingestuft. Die Gründe dafür, süchtig zu werden, sind immer komplex. Verschiedene Faktoren können zusammenspielen. Eine Mischung aus der eigenen persönlichen Situation, dem Umfeld und dem Verhalten können dazu führen, dass man nicht mehr weiß, wann man zu viel trinkt. Eine Alkoholsucht ist dabei nicht zu unterschätzen: Die Folgen können vom Jobverlust über Zerwürfnissen mit Familie und FreundInnen bis hin zu schweren körperlichen Schäden gehen. Schlussendlich ist die Alkoholsucht jedoch eine psychische Krankheit, die heilbar ist.
Es ist wichtig, es Betroffenen so leicht wie möglich zu machen, den ersten Schritt zu tun, sich jemandem anzuvertrauen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.